Training mit der Doppellonge: Verschnallungsarten und Übungsaufbau Teil II

Pferd mit dem Kappzaum mit Naseneisen

Wie wird die Doppellonge richtig verschnallt?

Im zweiten Beitrag über das Training mit der Doppellonge geht es um die richtige Verschnallung und Führung der Doppellonge sowie um den Aufbau einer Trainingseinheit.

Welche Verschnallung?

Hoch oder tief, ins Gebiss oder durch das Gebiss? Bei der Doppellonge hast du die Qual der Wahl. Je nach Verschnallung musst du beim Richtungswechsel außerdem die Longen umklippen. Die Art hängt ganz vom Trainingsstand von Pferd und Reiter ab.

Die V-Verschnallung oder auch Remonten-Verschnallung

Die sogenannte V- oder Remonten-Verschnallung bietet sich für unerfahrene Pferde und Anfänger an. Dabei läuft die innere Leine von der Hand durch den Gebissring und wird dann am Longiergurt eingehakt – in der Regel am zweiten Ring von oben. Die äußere Leine läuft vom Gebiss, über den Gurt und den Rücken zur Hand. 

Die Vorteile der V-Verschnallung: Da die Longe durch das Gebiss gleitet, kannst du innen feiner einwirken. Du hast auf diese Weise außerdem eine leicht seitliche Einwirkung. Das erleichtert es dir, Stellen und Biegen klarer zu kommunizieren, da die Hilfen nicht rückwärts zum Gurt hin erfolgen, sondern in Richtung deiner inneren Hand. Das Annehmen und Nachgeben wird zudem nicht vom Gurt umgeleitet, sondern kommt direkt am Pferdemaul an. Mit der äußeren Leine hast du dagegen eine direkte Verbindung.

Wichtig bei der Remonten-Verschnallung ist deine Position: Achte darauf, dass du auf Höhe der Pferdeschulter bleibst. Nur so kommen deine Paraden direkt am Pferdemaul an und was noch viel wichtiger ist: Nur so bietet die Verschnallung eine faire Kommunikation. Lässt du dich zurückfallen und stehst auf Höhe des Brustkorbs oder der Kruppe, entfaltet die Verschnallung mit ihrer Führung durch den Gebissring schnell die Wirkung eines Seilzugs. Das wollen wir auf keinen Fall! 

Die direkte Verschnallung

Bei der sogenannten direkten Verschnallung verlaufen beide Longen von deiner Hand zum Longiergurt und von dort zum Gebiss oder dem Kappzaum. Diese Führung hat den Vorteil, dass sie der Reiterhand ähnelt.
Da die Hilfen wegen der Umlenkung am Gurt rückwärts wirken, ist es möglich, dass deinem Pferd Stellung und Biegung schwerer fallen werden. Außerdem solltest darauf achten, Leinen aus einem weichen Material zu wählen, das gut gleitet. Sonst ruckt es unangenehm im Pferdemaul, wenn die Leinen an den Ringen reiben und deine Hilfen kommen stark zeitverzögert an.

Höhe und Verlauf der Doppellonge im Training

Wie beim Reiten gilt auch bei der Doppellonge: Eine hohe Hand wirkt auf die Maulwinkel, eine tiefe Hand wirkt auf Zunge und Kiefer. Wählst du für die Verschnallung tiefe Gurtringe, wirkst du also stärker auf Zunge und Kiefer deines Pferdes ein. Manche Pferde reagieren darauf, indem sie sich hinter der Senkrechten verkriechen – mit dem Ergebnis, dass sie stark auf die Vorhand fallen. Eine höhere Verschnallung entspricht eher der Position der späteren Reiterhand und gilt als eine verständlichere Longenführung.

Du hast außerdem zwei Möglichkeiten, die äußere Longe zu führen: Entweder um die Hinterhand deines Pferdes oder über den Rücken hinter dem Longiergurt. Die Führung um die Hinterhand bringt zwar den Vorteil, dass sie das Pferd mehr einrahmt und die Hinterbeine zum Untertreten anregen kann. Das Problem dabei ist allerdings, dass das Pferd mit jedem seiner Schritte die Longe bewegt und sich dabei unangenehme Rucke im Maul zufügen kann. Wenn du die äußere Longe über den Rücken laufen lässt, solltest du ihn mit einer Schabracke oder einem Pad vor Reibung schützen.

Longenführung

Die Longen führst du beide in einer Hand, auf der linken Hand in der linken, auf der rechten in der rechten Hand. So greifst du die sie: Die innere Longe läuft über dem Zeigefinger, sie stabilisierst du mit dem Daumen. Die äußere Longe hältst du zwischen Zeige- und Mittelfinger. Achte darauf, dass die Longen nicht durchhängen und du Kontakt zum Pferdemaul hast. Außerdem ist es wirklich wichtig, Ordnung in den Schlaufen zu halten und die Longen nicht zu verdrehen oder sie um die Hand zu wickeln. Das wird schnell gefährlich!

Wie baue ich die Doppellonge – Einheit im Training auf?

Gerade am Anfang, wenn weder Pferd noch Mensch besonders viel Erfahrung haben, bietet es sich an, mit einem gut sitzendem Kappzaum zu beginnen. Mit ihm kannst du die innere Leine in der gewünschten Verschnallung anbringen und die äußere Leine hakst du zunächst im Kappzaum ein. Auf diese Weise rahmst du das Pferd noch nicht ein und kannst testen, wie gut deine Signale und Paraden durchkommen. Die Leine zum Kappzaum gibt zusätzlich Sicherheit. Lass‘ dein Pferd auf beiden Händen in Schritt und Trab in dieser Art der Longenführung gehen.

Danach bringst du die äußere Leine in die richtige Verschnallung und behältst mit der inneren eine direkte Verbindung zum Kappzaum. So kannst du beide Einwirkungen getrennt voneinander ausprobieren.
Klappt das, verschnallst du die innere und äußere Leine korrekt. Schicke dein Pferd auf den Zirkel und achte darauf, dass du gleich die richtige Longierposition einnimmst: auf Schulterhöhe und nah am Pferd. Wenn du zu weit vorkommst, kann es sein, dass dein Pferd anhält, und wenn du dich zu weit nach hinten fallen lässt, entsteht mit der Remonten-Verschnallung eine hässliche Flaschenzugwirkung am Pferdekopf.

Nach und nach kannst du den Abstand zu deinem Pferd vergrößern. Anders als beim klassischen Longieren darfst du bei der Arbeit an der Doppellonge aber durchaus mit deinem Pferd mitlaufen. So verhinderst du, dass der Zirkel zu eng und damit zu anstrengend wird und hältst außerdem eine konstantere Verbindung. Die ist wichtig, um dein Pferd gerade am Anfang nicht zu verwirren und ihm eine klare Richtung zu weisen.

Paraden, Stopp-Signal und Zügelhilfen erklären

Ist dein Pferd auf beiden Händen sicher unterwegs, kannst du damit beginnen, ihm die Paraden zu erklären. Dafür suchst du dir einen Zirkelpunkt, an dem du anhalten willst und verstärkst davor den Kontakt auf den Longen. Reagiert dein Pferd mit Anhalten, feierst du es und gibst ihm eine kurze Pause. Wenn nicht, unterstützt du mit den Signalen, die dein Pferd schon kennt, zum Beispiel eine Stimmhilfe oder ein Ausatmen. Auf diese Weise lernt dein Pferd, das leichte Annehmen der Longen als Stopp-Signal kennen.

Wenn du auf beiden Händen dein Pferd im Schritt gut steuern kannst und die Longen im Griff hast, kannst du dich außerdem an den Trab herantasten. Das bedeutet, dass du selbst etwas schneller laufen musst. Außerdem solltest du die Longen etwas länger heraus lassen, damit dein Pferd nicht sofort in ihr Ende läuft.

Die Doppellonge ist ein vielseitiges Tool für das Pferde – Training. Am Anfang kannst du die Grundsteine legen, etwa mit den Paraden die Zügelhilfen für das Reiten vom Boden aus vorbereiten und dein Pferd am Gebiss stellen und biegen. Wenn du in Übung bist, kannst du deinem Pferd über die Kombination aus verwahrenden und treibenden Hilfen erklären, sich einerseits zu strecken und zu dehnen, andererseits aber auch sich mehr versammeln zu lassen. So entwickelst du spannende Trainingseinheiten für Kopf und Körper!

Diese Ausrüstungsgegenstände empfehlen wir dir für erfolgreiche Doppellongen-Einheiten:


Blog-Beitrag von Nadja Müller

 
{ 2 comments… add one }
  • Ramona Amon 14. Dezember 2020, 21:03

    Hallo. Ich möchte gerne wissen ob mit V verschnallung kann ich fahren von Boden machen? Vielen Dank.

    • Viktoria Bellut 11. Februar 2021, 12:04

      Hallo,
      die V-Verschnallung ist zum Fahren am Boden nicht geeignet. Wie im Beitrag geschrieben, ist es wichtig nicht hinter die Schulter zu kommen, da sich sonst eine Flaschenzug-Wirkung entwickelt.
      Beim Fahren vom Boden wäre dies so, als ob du dein Pferd quasi nur mit Schlaufzügeln reitest. Der Kopf würde durch den Zug nach hinten auf die Brust gezogen werden.

Leave a Comment