Reiten mit der Garrocha – Teil 2

Mit ein wenig Übung fällt auch dir der Umgang mit der Garrocha bald leicht.

Hier kommt die Fortsetzung mit Tipps aus der Praxis, wie dir und deinem Pferd der Einstieg in das Reiten mit der Garrocha gelingt.

Garrocha aufnehmen und tragen

Nachdem dein Pferd die Garrocha kennengelernt hat, kannst du dir von einem/einer Helfer/in die Garrocha anreichen lassen. Hierfür reitest du parallel auf die Stange zu, öffnest deine Hand im Untergriff und lässt die Garrocha durch die, nun wieder leicht geschlossene, Hand gleiten, bis du sie im richtigen Moment aufnehmen kannst. Getragen wird die Stange entweder auf der Schulter, unter dem Oberarm oder auf dem Oberschenkel. Trägst du sie unter dem Oberarm oder auf dem Oberschenkel, zeigt die Spitze nach unten am Pferdemaul vorbei Richtung Boden. Trägst du sie auf der Schulter, balanciere sie so aus, dass sie möglichst waagerecht getragen wird. Deine Hand kann locker etwas weiter vorne auf der Stange liegen und sie so etwas stabilisieren. Diese hoch getragene Stange finden manche Pferde zunächst etwas unheimlich. Bleibe in diesem Fall ganz locker und entspannt und beruhige deinen Vierbeiner mit der Stimme.

Kreiseln

Als nächstes kannst du die Spitze der Garrocha in den Sand hinuntergleiten lassen. Versuche, dass die Spitze an einem Punkt bleibt und kreisele ganz gleichmäßig auf einer Volte drum herum. Halte die Garrocha relativ locker in der Hand, so kannst du über ein leichtes Durchrutschen lassen ein unrund werden ausgleichen. Richte deinen Blick auf die Spitze der Garrocha und halte die Garrocha zunächst immer vor deinen Körper. Durch deine Blickwendung, die Gewichtshilfen, Schulterdrehung und Schenkelhilfen, kannst du dein Pferd in der Spur halten. Zunächst fällt es den meisten Vierbeinern noch schwer auf einer gleichmäßigen Linie zu bleiben. Haben sie die Aufgabe verstanden, bewegen sie sich mit der Zeit immer ruhiger und sicherer auf dem Kreis. Die korrekte Stellung und Biegung ergibt sich mit Hilfe der Garrocha meistens fast von alleine.
Tipp:
Vorsicht! Das viele Kreiseln auf kleinen Volten ist sehr anstrengend für dein Pferd und sollte nicht übertrieben werden. Gönne ihm immer wieder Pausen!

Verkleinern und Vergrößern

Klappt das gleichmäßige Kreiseln gut, kannst du den Zirkel verkleinern. Dabei reitest du die Linie immer enger um die Garrochaspitze herum. Lasse dabei die Garrocha einfach locker durch die Hand gleiten. Je enger der Kreis wird, umso senkrechter wird die Stange. Dafür kannst du auf der rechten Hand auch in den Obergriff wechseln und so mehr Gewicht auf die Garrochaspitze bringen. Wenn du klein um die Spitze kreiselst, kannst du die Stange auch gut an deine Schulter anlehnen und sie loslassen. Genauso kannst du den Zirkel auch wieder vergrößern. Später ist es auch möglich hierbei Seitengänge einbauen, z.B. im Kruppeherein verkleinern bis du in der Pirouette landest und im Schulterherein wieder vergrößern.

Die Garrocha mit sich ziehen

Als nächstes kannst du die Volten auch verlassen und die Garrocha mit der Spitze im Sand hinterherziehen. Das schleifende Geräusch der Garrochaspitze im Sand finden manche Pferde zunächst noch etwas gruselig. Ziehe in diesem Fall zu Beginn die Garrocha nicht zu lange Strecken mit dir, sondern wende rechtzeitig wieder auf eine Volte ab. So kannst du deinen Vierbeiner Schritt für Schritt an das Geräusch gewöhnen.

Handwechsel nach außen

Nun ist es auch an der Zeit die Handwechsel zu üben. Beginne mit dem Handwechsel nach außen, dieser ist zum Einstieg deutlich leichter, wie der Handwechsel nach innen. Hierfür streckest du deine Hand mit der Stange hoch, sitzt um, drehst dich mit und wendest dann nach außen ab. Bist du mit deinem Kopf und Oberkörper unter der Stange durch getaucht, kannst du die Stange wieder runternehmen. Achte darauf beim Handwechsel stets nach vorne zu reiten, damit ihr nicht „stecken bleibt“. Außerdem musst du die Garrocha lange genug hochhalten, damit sie nicht an die Kruppe von deinem Pferd stößt.
Tipp:
Eine schöne Übung, um die Handwechsel nach außen zu verfeinern ist, wenn du von der Mittelline aus Schlangenlinien nach links und rechts reitest und dabei jedes Mal die Garrocha wechselst. Die Umsetzung ist gar nicht so schwer und es macht riesig Spaß!

Handwechsel nach innen

Etwas schwieriger ist der Handwechsel nach innen. Auch hierfür musst du den Arm mit der Stange hochstecken und dann dein Pferd mit dem Kopf voran in einer kleinen Wendung unter der Stange durch. Die meisten Pferde verstehen schnell, dass sie bei dieser Variante geschickt mit dem Kopf unter der Stange hindurch wechseln müssen. Noch anspruchsvoller wird es hierbei eine ganze Pirouette zu reiten.

Übung macht den Meister

Es macht durchaus Sinn zunächst die Handgriffe als Trockenübungen zu verinnerlichen. Mit der Zeit wirst du nicht mehr darüber nachdenken müssen, wie du die Garrocha anfassen musst und die Abläufe automatisieren sich immer mehr. Eine wichtige Grundvoraussetzung, um deinen Vierbeiner gut anleiten zu können. Pferde haben sehr feine Antennen, bist du selbst unsicher oder nervös, überträgt sich das sofort. Ruhe und Selbstverständnis werden deinem Pferd Sicherheit geben.

Schwung in die Sache bringen

Sind die Basisübungen gut abgesichert, ist es an der Zeit etwas mehr Schwung in die Sache zu bringen. Traditionell reitet man mit der Garrocha nur im Schritt oder Galopp. Im Training schadet es aber nicht auch den Trab mit zu nutzen. Finde ein Tempo was du möglichst gut sitzen kannst und versuche nicht Leichtzutraben. Mit etwas mehr Tempo und Dynamik macht es erst richtig viel Spaß und auch die Linienführung ist mit etwas mehr Schwung viel leichter.

Garrocha für Fortgeschrittene

Den meisten Pferden macht die Arbeit mit der Garrocha sichtlich Spaß und sie sind voll motiviert dabei. Mit der Zeit kannst du den Schwierigkeitsgrad erhöhen und Lektionen, die schon gut klappen, auch mit ins Programm nehmen. Das können zum Beispiel beim Verkleinern und Vergrößern auf der Volte das Schulterherein und Kruppeherein sein. Oder aber beim Mitziehen der Garrocha ein Schenkelweichen oder Traversalen. Bei den Handwechseln kannst du Pirouetten, sowie einfache und fliegende Galoppwechsel mit dazu nehmen.

Die Arbeit mit der Garrocha kann für viele Pferde eine wahre Bereicherung im Training sein. Dieses „angewandte Reiten“ ist für deinen Vierbeiner durch die klar gestellten Aufgaben einfach und schnell zu verstehen, außerdem fördert es die Mitarbeit und Versammlung! Desweiterem macht es einfach riesig Spaß!

 

Blog-Beitrag von Andrea Blochwitz

 
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