Abwechslungsreiches Aufwärmen

Richtiges Aufwärmen vor jedem Ritt ist wichtig!

Aufwärmen ist wichtig für den Pferdekörper und die Pferdeseele. Ein körperlich wie mental losgelassenes Pferd ist auch für den Reiter viel angenehmer zu reiten: Es lässt sich gut sitzen und ist entspannt. Worauf man beim Warmreiten achten sollte, darum geht es in diesem Beitrag.

Warum Warmreiten?

Der Körper des Pferdes wird durch lockere Bewegung auf die physische Anstrengung des Trainings und Geritten Werdens vorbereitet: Das Herz-Kreislauf-System fährt hoch, die Muskeln werden stärker durchblutet. Sie spannen sich an und entspannen sich, die Gelenke werden angewinkelt und gestreckt. Das Pferd wird beweglicher, die Gelenke geschmeidiger und der Bewegungsapparat insgesamt belastbarer. Außerdem gewöhnt sich das Pferd an das Gewicht des Reiters. Auch kann es aufgewärmt leichter und schneller auf Reiterhilfen reagieren. Wichtig: Damit alle physiologischen Prozesse in Schwung kommen, sollte das Pferd langsam warmgemacht werden.

Wie das Aufwärm- und Lösungsprogramm genau aussieht, hängt von einigen Faktoren ab: Ein Jungpferd zum Beispiel hat weder die Kraft noch die Koordination und Konzentration eines weiter ausgebildeten Reitpferdes. Es ermüdet deutlich schneller. Und ein altes Pferd braucht eine ausgedehnte Schrittphase, um den nicht mehr ganz flexiblem Körper wirklich geschmeidig und warm zu bekommen.

Aufwärmtraining ans Leistungsniveau anpassen

Das Aufwärmen hängt auch vom Trainingsprogramm und dem Leistungsniveau des Pferdes ab. Eine Dressurstunde erfordert ein anderes Programm als eine Springtraining. Und was für das eine Pferd eine Standardaufgabe ist, kann für ein weniger weit ausgebildetes eine Herausforderung sein, die nicht in die Lösungs- sondern die Arbeitsphase gehört. Auch der Charakter und das Temperament des Pferdes wirken sich auf die Gestaltung des Aufwärmtrainings aus. Heiße Pferde sollten entspannt, trägere Tiere motiviert werden.

Lösen geht in allen Gangarten – welche am besten funktioniert, bestimmt das Pferd. Insgesamt ist wichtig, dass die Lösungsphase mit leichten Übungen beginnt und die Schwierigkeit langsam steigt und dann in die Arbeitsphase übergeht. Ziel ist es, dass das Lösen an sich mit der Zeit immer schneller klappt. Aus zwei Gründen: Das Pferd spürt, dass es ihm gut tut und es wird diesen Zustand schneller selbst herbeiführen. Und der Reiter weiß, wie er seinem Pferd dabei am besten helfen kann.
Damit es nicht langweilig wird, ist es sinnvoll, immer wieder Abwechslung ins Training – auch beim Aufwärmen – zu bringen. Wir haben euch einige Ideen für ein spaßiges Programm für Mensch und Pferd zusammengestellt.

Ideen für abwechslungsreiches Aufwärmen und Lösen

Spaziergang oder Aufwärmrunde im Schritt

Eine Runde um den Block an der Hand oder eine kleine Schrittrunde durch den Wald durchblutet auch die tiefe Muskulatur und macht das Pferd geschmeidig. Draußen sind auch trägere Pferde in der Regel gehfreudiger, da es etwas zu sehen gibt und man nicht ständig gegen eine Wand oder Platzbegrenzung läuft. Das Pferd kann sich dehnen und strecken – am Führseil genauso wie am langen Zügel. Wichtig bei der Aufwärmrunde im Schritt: Lauft ein flottes Tempo, damit ihr beide in Schwung kommt.

Hingegebener Zügel

Wer die Schrittphase – mindestens zehn Minuten, besser sind 20 – in der Halle oder auf dem Platz absolviert, kann experimentieren, wie gut sich sein Pferd am langen Zügel lenken lässt. Die Hilfen hierfür wären der Fokus, die Ausrichtung des Körpers und der Sitz. Das stärkt die Verbindung und verfeinert die Kommunikation.

Lösen im Schritt

Aufwärmen im Schritt ist ein Klassiker. Das Standardprogramm sind zunächst große, gebogene Linien wie Zirkel, Zirkel verkleinern oder einfache Schlangenlinien. Schritt für Schritt können dann engere Wendungen wie Volten oder aus der Ecke kehrt hinzukommen. Häufige Handwechsel verhindern Langeweile, außerdem kann das Pferd langsam an wechselnde Stellung und Biegung herangeführt werden.

Eine schöne Übung für Fortgeschrittene ist eine Acht, bei der Biegung und Stellung nicht gewechselt werden: Das Pferd geht eine Hälfte der Figur also in Innenstellung, die andere in Außenstellung. So werden beide Körperseiten gedehnt und Verspannungen gelöst.

Tempounterschiede

Tempounterscheide verbessern nicht nur die Durchlässigkeit und den Takt, sie können eine super Hilfe beim Lösen sein. Experimentiere ruhig, wie langsam dein Pferd gehen kann, ohne stehen zu bleiben und wie schnell, ohne in die höhere Gangart zu wechseln. Varianten im Tempo und der Schrittlänge bringen Abwechslung auf der ganzen Bahn und auf dem Zirkel.

Schenkelweichen, Übertreten und Seitengänge

Wenn du Seitengänge oder Schenkelweichen ins Aufwärmprogramm integrierst, sollte dein Pferd schon etwas aufgewärmt sein, sonst ist die Belastung für Gelenke, Sehnen und Bänder sehr hoch. Schenkelweichen und das Kreuzen lassen der Beine kann einen lösenden und lockernden Effekt haben. Varianten davon sind zum Beispiel Viereck verkleinern und vergrößern oder das Übertreten lassen an der offenen Seite des Zirkels.
Fortgeschrittene können die Arbeit mit den realen Seitengängen wie Schulterherein und Kruppeherein und Schlangenlinien verbinden. Das verbessert die Durchlässigkeit und macht wahnsinnig geschmeidig.

Den Rahmen und die Zügellänge variieren

Wechselnde Kopf-Hals-Positionen wärmen die Schulter- und Halsmuskulatur des Pferdes optimal auf. Streckt sich die Halswirbelsäule, hat das positive Effekte auf den ganzen Körper – samt der Schrittlänge. Variiere also die Zügellänge und lasse dein Pferd die Zügel immer wieder aus der Hand herauskauen. So kannst du auch ganz einfach seine Dehnungsbereitschaft und Losgelassenheit überprüfen.

Ideen für lösende Übungen im Trab und Galopp

Zirkel vergrößern und verkleinern unterstützt bei der Dehnung der äußeren Körperseite und bereitet die Versammlung vor. Schlangenlinien im Trab erhöhen die Geschmeidigkeit des Pferdes. Sie können durch das häufige Umstellen aber durchaus eine Herausforderung darstellen. Deswegen ist es wichtig, mit flachen Bögen wie der einfachen Schlangenlinie zu beginnen, wo Biegung und Umstellung noch nicht so stark ausfallen.

Tritte verlängern

Hier versuchst du, das Tempo beizubehalten, aber die Schrittlänge zu verändern. Es verändert sich also nur der Raumgriff, der Takt bleibt gleich. In der Folge erweitert und verkürzt sich der Rahmen des Pferdes, was ideal ist, um die Geschmeidigkeit zu verstärken und dem Pferd hilft, den Rücken loszulassen.

Trab-Galopp-Übergänge

Von den Übergängen zwischen Trab und Galopp profitiert vor allem der Pferderücken. Sie lösen fantastisch und bringen das Pferd außerdem mehr auf das innere Hinterbein.

Lösen im Galopp

Ein gleichmäßiges Vorwärts galoppieren mit einer konstanten und leichten Anlehnung im ruhigen Tempo hat einen entspannenden Effekt. Der Wechsel zwischen Links- und Rechtsgalopp, Übergänge und Tempovarianten erhöhen das Anforderungslevel.

Nach einer gut vorbereiteten Aufwärm- und Lösungsphase kommt die Arbeitsphase und danach die ebenfalls wichtige Entspannungsphase. Sie erlaubt dem Körper, sich wieder herunterzukühlen, Blutdruck und Atemfrequenz sinken und helfen dem Pferd, sich nach der Belastung schneller zu regenerieren. Sie ist deswegen genauso wichtig wie die Aufwärmphase.


Blog-Beitrag von Nadja Müller

 
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