Yoga für Reiter:innen- Esoterischer Quatsch oder sinnvolle Ergänzung?

Yoga als Ausgleichssport für Reiter.

Du tust alles für dein Pferd – aber was tust du für dich?

Die meisten Reiter:innen haben bereits erkannt, dass eine regelmäßige und sinnvolle Gymnastizierung des Pferdes notwendig ist, um einen gesunden Bewegungsablauf und psychische Ausgeglichenheit des Vierbeiners zu fördern. Beides ist die Basis für eine gute Durchlässigkeit, Rittigkeit und nicht zuletzt für Harmonie und Balance zwischen Pferd und Reiter:in.
Allerdings gilt das auch für den/die Reiter:in!

Dysbalancen und Blockaden können die Kommunikation mit dem Partner Pferd oft erheblich erschweren. Die meisten Reiter:innen sind sich aber dessen gar nicht bewusst. Das Pferd jedoch unterscheidet nicht zwischen Hilfen, die bewusst oder unbewusst gegeben werden und es kann zu Missverständnissen kommen. Gelingt es die Kommunikation zwischen Pferd und Reiter:in beim Reiten immer mehr zu verfeinern, können die Energien auch besser gemeinsam fließen.

Verbindung von Körper und Geist

Auch wenn Yoga gerade sehr „in“ ist, ist es keine Erfindung der Neuzeit, sondern ein über 2000 Jahre altes, ganzheitliches Lebenskonzept. Yoga ist eine philosophische Lehre, die geistige und körperliche Übungen umfasst. Ziel ist die Vereinigung von Körper, Geist und Seele für mehr innere Gelassenheit. Mit Hilfe von Yoga kannst du lernen, deine Gedanken und deinen Körper effektiver und bewusster einzusetzen- nicht nur im Alltag, sondern auch im Umgang mit dem Pferd und beim Reiten. Ein wichtiger Punkt, warum Yoga für Reiter:innen eine sinnvolle Ergänzung sein kann.

Haltung bitte

Sehr viele Menschen haben leider keine optimale Körperhaltung, ganz besonders die, die viel bei der Arbeit im Büro am Schreibtisch sitzen müssen. Aber auch immer mehr junge Menschen haben schon extreme Fehlhaltungen durch ständigen Handykonsum oder zu wenig Bewegung. Auffällig ist auch, wie viele Menschen ein schlechtes Körpergefühl und mangelhafte Balance haben. Das alles wird sich auch beim Reiten immer bemerkbar machen. Beim Yoga wird mit Hilfe von dynamischen und statischen Bewegungsabläufen (Asanas) gezielt daran gearbeitet deine Körperhaltung, Koordination und dein Gleichgewicht zu verbessern. Einzelne Körperteile werden bewegt und gekräftigt, außerdem lernst du sie gezielt anzusteuern und das Denken abzuschalten. Schnell entsteht ein besseres Gefühl für deinen Körper und seine Grenzen. Die meisten fühlen sich schon nach wenigen Yogaübungen zentrierter und ruhiger.

Ohne guten Sitz- kein gutes Reiten

Den Reitersitz immer mehr zu verbessern ist eine lebenslange Aufgabe und erfordert jede Menge Disziplin und Übung. Ein guter/e Reiter:in sollte locker sein und doch genug Körperspannung haben. Zentriert und aufrecht über dem Pferd sein und die Schenkel und Hände möglichst ruhig und gezielt einsetzen können. Beinahe jede Yogaübung, die möglichst genau ausgeführt wird, fördert die Hüftbeweglichkeit und die Rumpfstabilität und kann dir somit helfen deinen Sitz weiterzuentwickeln. Natürlich kann man auch spezielle Yogaübungen, am besten mit Hilfe von einem/er erfahrenen/er Yogalehrer:in heraussuchen, um an „Problemzonen“ , wie z.B. der Handhaltung oder unruhigen Beinen, zu arbeiten.

Mit wenigen Übungen kannst du bereits dein Reiten verbessern.

Durchatmen

Sicherlich kennst du auch die Situation, dass du völlig gestresst am Stall ankommst. Du hast dich über etwas geärgert und es fällt dir schwer deine Gedanken zu sammeln und abzuschalten. Pferde sind hochsensibel und werden sofort merken, wenn deine Nerven blank liegen oder du nicht bei der Sache bist. Unter diesen Bedingungen ist eine harmonische Reiteinheit zum Scheitern verurteilt. Mit Hilfe von Atemübungen (Pranayama) wird es dir leichter fallen, deinen Geist zu entspannen, außerdem fördern sie deine Konzentrationsfähigkeit. Besonders gut geeignet ist hier die sogenannte „Wechselatmung“, sie beruhigt unmittelbar das Nervensystem, baut Stress ab und hilft die linke und rechte Gehirn- und Körperhälfte auszugleichen.

Energien lenken

Ein geschickter Einsatz der eigenen Energie kann beim Reiten ein hervorragendes Hilfsmittel sein. Jedoch sind einige Reiter:innen von Natur aus mit sehr viel Energie ausgestattet. Ist das Energielevel beim Reiten ständig zu hoch, fühlen sich viele Pferde dadurch gestört und kommen einfach nicht zur Ruhe. Eine konzentrierte Zusammenarbeit ist nicht möglich. Im Gegenzug fehlt es einigen Reiter:innen aber auch an einer passenden Energie beim Reiten. Sie haben das Temperament einer Schlaftablette, was sich auch auf den Vierbeiner überträgt. Das Pferd wirkt dann meistens träge und lustlos. Beim Yoga lernst du deine Energie (Prana) zu lenken und optimal zu nutzen.

Runterkommen

Angst, Stress und Unruhe sind keine guten Voraussetzungen, um sich auf dein Pferd zu setzen. Meditation und Tiefenentspannung (Shavasana) können dir helfen Momente der Stille zu finden, dich mental auszurichten und zu regenerieren. Nur so wird deine Reiteinheit auch harmonisch werden können und du Spaß mit deinem Vierbeiner haben!

Yoga für Jedermann

Du hast Lust Yoga für Reiter:innen auszuprobieren? Die gute Nachricht ist: Du musst weder besonders sportlich noch beweglich sein und brauchst auch keine Yogavorkenntnisse, wenn du mit Yoga für Reiter:innen beginnen möchtest. Die persönliche Entwicklung, der Spaß an gesunder Bewegung und gezielter Atmung, sowie die Offenheit für Neues stehen im hier im Vordergrund. Natürlich kannst du zunächst mit Hilfe von Büchern, Videos oder Onlinekursen „reinschnuppern“, um zu schauen, ob das Ganze etwas für dich ist. Doch langfristig ist, wie beim Reiten auch, ein/e gut ausgebildeter/e Yogalehrer:in einfach Gold wert und absolut empfehlenswert. Er/sie kann dich gezielt begleiten und rechtzeitig falsche Bewegungsabläufe korrigieren. Dich schrecken die Kosten für einen Kurs ab? Dann erkundige dich doch mal bei deiner Krankenkasse, ob diese eventuell die Kosten übernimmt oder zumindest bezuschusst. Das gehört bei vielen Krankenkassen mittlerweile zum Angebot.

Achtsamkeit

Führe jede Yogaübung langsam und bewusst aus und finde deinen Atemrhythmus. Yoga darf anstrengend sein, sollte aber nie weh tun. Wenn eine Übung dir Schmerzen verursacht, lasse sie weg oder bespreche dich im Zweifelsfall mit deinem Arzt, ob sie gut für dich ist. Ein/e kompetenter/e Yogalehrer:in wird immer darauf achten und kann dir ggf. alternative Übungen vorschlagen. Sei stets achtsam mit dir- brauchst du eine Pause, dann mach sie auch!
Und jetzt viel Spaß beim Ausprobieren!

 

Blog-Beitrag von Andrea Blochwitz und Bianca Rönnau (Baltic Yoga Kiel)
Fotos von Canva und Bianca Rönnau (Baltic Yoga Kiel)

 
{ 0 comments… add one }

Leave a Comment