Kreuzhilfen – was genau ist das eigentlich?

Wie Kreuzhilfen funktionieren und wie sie wirken.

„Kreuz anspannen“ ist ein Kommando aus dem Reitunterricht, das vielen Reitern Rätsel aufgibt. Oft wird es nicht genau erklärt und Versuche, dem nachzukommen, führen in die Irre:
• Wer nur seine Rückenmuskulatur anspannt, fällt leicht in ein Hohlkreuz.
• Wer die Pobacken zusammenkneift, hebt sich höher aus dem Sattel statt tiefer einzusitzen.
• Wer die Oberschenkel zusammenpresst, verliert leichter die Balance und behindert die Bewegungen des Pferdes.
• Wer versucht, den Sattel von vorn nach hinten oder andersherum auszuwischen oder das Pferd voranzuschieben, liegt ebenfalls nicht richtig.

Kreuzhilfen betreffen die stabilisierenden Muskeln unseres Rumpfes – um sie aktiv einzusetzen, spanne deine Bauchmuskeln an. Zur Kreuzhilfe gehört auch ein Abkippen des Beckens. Normalerweise sitzt du aufrecht auf deinen beiden Sitzbeinhöckern. Wenn du das Becken kippst, rotierst du es – als würdest du dich auf deine Gesäßtaschen setzen wollen (aber nicht ganz so weit). Die Gesäßknochen kommen gefühlt etwas mehr unter dich, die Bauchseite wird kürzer, die Rückenseite dehnt sich.

Kreuzhilfen – spüre sie mit dieser einfachen Trockenübung

Klingt kompliziert? Ist es nicht! Du kennst die Bewegung garantiert – vom Kippeln auf einem Stuhl. Nimm einen, am besten ungepolsterten Stuhl mit vier Beinen (so spürst du deine Gesäßknochen garantiert), setze dich vorn an die Kante gleichmäßig auf beide Sitzbeine und nun beginnst du zu kippeln, so dass sich die hinteren beiden Stuhlbeine vom Boden heben. Genau so fühlt sich eine Kreuzhilfe an.
Experimentiere ruhig etwas mit dem Gefühl und nimm es dann mit in den Sattel.
Wichtig bei den Kreuzhilfen: Dein Oberkörper bleibt gerade und deine Schultern parallel. Lehne dich nicht zurück oder nach vorn, mache weder ein Hohlkreuz noch einen Rundrücken und knicke nicht in der Hüfte ein.

Kreuzhilfen beim Reiten – wofür eigentlich?

Mit der abkippenden Hüfte kannst du das Pferd zu mehr Energie auffordern – entweder zu mehr Schnelligkeit oder zu mehr Versammlung. Was dein Pferd anbietet, hängt von deinen restlichen Hilfen ab. Begrenzt du die Bewegung nach vorn mit den Zügeln, wird es sich mehr setzen. Sitzt du gegen die Bewegung und kippst dein Becken in die andere Richtung, gibst du das Signal zum Langsamer werden oder Durchparieren.

Du siehst Kreuzhilfen, oder besser die Kreuzhilfe, hat etwas mit Körperspannung und Stabilität zu tun. Durchaus mit ihr verwandt sind Gewichtshilfen: Auch sie kommen aus der Körpermitte. Gewichtshilfen sind feine Verlagerungen im Sattel und sollten – genau wie die Kreuzhilfe – unsichtbar sein. Wenn wir Wendungen oder Seitengänge reiten, belasten wir einen Gesäßknochen mehr als den anderen; reiten wir geradeaus oder wollen wir das Pferd versammeln, sitzen wir gleichmäßig auf beiden (und geben eine Kreuzhilfe).

Gewichtshilfen: Auch sie passieren aus der Körpermitte

Das Ziel des Pferdes ist es, unseren Schwerpunkt über seinem zu halten, weil es sich so in optimaler Balance bewegt. Deswegen geht es in die Richtung, in die wir unser Gewicht verlagern.

Wichtig bei den Gewichtshilfen: Viele Reiter neigen zur Übertreibung, lehnen sich vor, zurück oder zur Seite. Damit stören sie allerdings die Balance des Pferdes, machen sich steif und blockieren die Bewegung. Es kann hilfreich sein, einen Steigbügel vermehrt austreten zu wollen – hier müssen wir aber aufpassen, nicht mit der Hüfte einzuknicken und zu stark zu verrutschten. Leicht kippt der Oberkörper in die falsche Richtung.
Das passiert auch gern in den Seitengängen wie dem Schulterherein. Achte hier darauf, dass dein Becken der Bewegungsrichtung folgt und du es bewusst dorthin verschiebst, wo du hin reiten willst. Du belastest dabei die Seite, auf der das Pferd gestellt bzw. gebogen ist, etwas mehr.

Wenn du einen Zirkel reitest, stelle dir vor du bist eine Litfaßsäule und dein gesamter Körper von Kopf und Schultern, über die Hüfte bis zu den Fersen rotiert leicht in Bewegungsrichtung. Damit schließt du automatisch die äußere Seite und öffnest die innere, auch die Zügellänge passt sich wie magisch an. Vielleicht spürst du, dass sich dein Gewicht minimal nach innen verlagert. Du gibst die Gewichtshilfe damit automatisch richtig.

Trockenübungen vor dem Spiegel

Manchmal ist es hilfreich, eine optische Korrektur zu haben: Stelle deinen Stuhl also vor den Spiegel. Lege jetzt deine Hände unter deine Sitzbeine und erspüre Gewichtsverlagerungen von links nach rechts. Mit dem Spiegel kannst du direkt überprüfen, ob du in der Hüfte abknickst oder nicht und ob deine Schultern in der Bewegung gerade bleiben.
Auch eine gute Übung: Stelle dich vor den Spiegel und kreise deine Hüften, als würdest du einen Hula-Hoop-Reifen balancieren. Ändere dann die Bewegung zu einer stehenden und zu einer liegenden Acht: Das mobilisiert dein Becken, simuliert die Bewegung auf dem Pferderücken – und immer daran denken: Die Schultern bleiben parallel zum Boden und der Oberkörper gerade.

Blog-Beitrag von Nadja Müller

 
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