Kreatives Training mit Stangen

Mit Hilfe von Stangen kannst du ganz leicht das Training interessanter gestalten.

Sicherlich hast du auch schon mal Stangen im Training mit deinem Pferd genutzt. Am meisten verbreitet ist es, die Stangen in eine Reihe zu legen und den Vierbeiner an der Longe oder unter dem Sattel drüber schreiten, traben oder springen zu lassen. Das kann auf Dauer aber auch schnell langweilig werden. Glücklicherweise gibt es noch jede Menge andere Möglichkeiten Stangen im Training zu nutzen. Hier kommen ein paar Ideen für dich!

Vorteile der Stangenarbeit

Aber wieso sollte man überhaupt Stangen in der Pferdeausbildung nutzen? Die meisten Pferde haben an dieser Art des Trainings jede Menge Spaß und freuen sich über etwas Abwechslung. Faule Pferde kann man mit Hilfe von Stangenarbeit optimal motivieren. Hektische Pferde wiederum beruhigen sich auf diese Art schneller und es fällt ihnen leichter sich zu konzentrieren. Ganz nebenbei kann sich durch die Stangenarbeit aber auch die Balance, das Körpergefühl und die Koordinierung des Vierbeiners verbessern.
Tipp:
Stangenarbeit ist ein perfektes Workout für dein Pferd, denn die Bauchmuskeln müssen arbeiten, der Rücken wird aufgewölbt und die Muskulatur der Hinterhand wird gestärkt!

Safty First

Wenn du Stangen aus Holz oder Kunststoff im Training verwenden möchtest, kannst du die Beine deines Pferdes mit Gamaschen schützen. Vor allem ungeübte Pferde streifen oder stoßen schnell an die Stangen und können sich auf diese Weise auch Verletzungen zuziehen. Von Bandagen ist eher abzuraten, denn sie bieten keinen optimalen Schutz und können, wenn zu straff oder zu locker bandagiert wurde, dem Vierbeiner eher schaden als hilfreich sein. Alternativ kannst du auch Dualgassen nutzen. Diese haben eine Füllung aus Schaumstoff und sind mit einem robusten Kunststoff ummantelt. Hier besteht auf jeden Fall keine Verletzungsgefahr. Allerdings respektieren viele Pferde die Dualgassen nicht so gut, wie Stangen aus Holz oder Kunststoff und heben die Beine nicht ausreichend an oder laufen diese einfach über.
Tipp:
Um zu verhindern, dass dein Pferd auf die Stangen tritt, oder sie anstößt und verschiebt, kannst du sie z.B. mit kleinen Kunststoffblöcken erhöhen!

Klassische Stangenarbeit

Bei der klassischen Stangenarbeit werden diese bevorzugt in eine Reihe gelegt. Grundsätzlich sollte im Schritt ein Abstand von 80 bis 90cm, im Trab von 1,20 bis 1,40m und im Galopp von 3 bis 3,5m gewählt werden. Je nach Größe, Schwung und Raumgriff des Pferdes können die Abstände jedoch variieren. Nimm dir auf jeden Fall die Zeit für einen korrekten Aufbau und überlasse es nicht dem Zufall. Viele Pferde reagieren sehr hektisch und werden unsicher, wenn der Abstand nicht passend ist. Außerdem steigt so die Gefahr, dass dein Pferd stolpern oder auf die Stange tritt und sich verletzen kann. Wenn du viel auf dem Zirkel arbeiten möchtest, kannst du die Stangen wie einen Fächer auf die Zirkellinie legen. Bei dieser Variante macht es Sinn, das Pferd nicht genau in der Mitte über die Stangen gehen zu lassen, sondern auch mal weiter links oder rechts, um so den passenden Abstand zu finden.
Tipp:
Lass deiner Fantasie freien Lauf und lege aus den Stangen z.B. ein Quadrat, ein Haus oder einen Fisch! So kommt etwas mehr Spannung und Abwechslung ins Training!

Die Stangengasse

Eine einfache Stangengasse aus zwei Stangen ist schnell aufgebaut und bietet trotzdem viele Trainingsvarianten. So kannst du die Gasse in allen Gangarten durchreiten und sie nutzen, um dein Pferd gerade zu richten. Eine weitere Möglichkeit ist es, nach dem Durchreiten eine Volte anzulegen und dann direkt wieder die Gasse zu durchreiten. Legst du danach wieder eine Volte in die andere Richtung an, bekommst du eine Acht. Hier lassen sich wunderbar Übergänge in den Gangarten einbauen. Du kannst z.B. die Volten im Galopp reiten und in der Gasse einen einfachen oder fliegenden Wechsel reiten.
Mit Hilfe von diesen Übungen wird dein Pferd immer lockerer und durchlässiger werden. Nach und nach wirst du die Übergänge immer exakter und flüssiger reiten können. Auch das Anhalten in der Gasse ist eine optimale Übung, denn ein ruhiges und gerades Halten gelingt in der Gasse in der Regel deutlich leichter. Das gilt auch für das Rückwärtsrichten, denn die meisten Vierbeiner fühlen sich durch die Stangen eingerahmt und sicherer.
Tipp:
Manche Pferde reagieren zunächst zögerlich, wenn sie in der Gasse rückwärtsgehen sollen, weil sie Angst haben auf die Stangen zu treten. Hier sind viel Ruhe und Geduld gefragt und man sollte sich zunächst mit wenigen Tritten rückwärts zufriedengeben!

Das Stangen L

Für das Stangen L benötigst du vier Stangen. Lege die Spur im Stangen L nicht zu schmal (mindestens 1,20m). Reite vorwärts in das L ein bis zum Ende und lasse dein Pferd dann rückwärts wieder raus gehen. Bei der Kurve kannst du es dir zu Nutzen machen, mit der Kopfstellung Einfluss auf die Hinterhand deines Pferdes nehmen zu können. Möchtest du, dass es mit der Hinterhand im Rückwärts nach links um die Kurve weicht, kannst du es mit dem Kopf nach rechts stellen. Du wirst merken, dass du so mit deutlich weniger Schenkelhilfe auskommst. Mit der Zeit wird dein Pferd die Aufgabe verstehen und anfangen selbstständig mit zu arbeiten.
Viele Pferde spulen irgendwann ihr Programm einfach ab, du wirst zum blinden Passagier und hast kaum noch Möglichkeiten Einfluss zu nehmen. Um das zu verhindern und „Spielemacherin“ zu bleiben, solltest du an diesem Punkt möglichst viel in der Übung variieren, z.B. mal nach vorne raus reiten oder mal nur wenige Tritte rückwärts reiten und wieder anhalten.
Tipp:
Wenn du die Stangen etwas erhöhst, mit Hilfe von kleinen Kunststoffblöcken, steigt der Schwierigkeitsgrad erheblich, denn das Risiko steigt, dass eine Stange runterfällt, wenn dein Pferd sie berührt!

Der Sidepass

Diese Übung wirkt unscheinbar, erfordert aber eine gut abgestimmte Hilfengebung.

Der Sidepass ist ein Trailhindernis aus der Working Equitation, was auf den ersten Blick einfach erscheint und in der Praxis ziemlich kniffelig ist. Hierbei sollte die Stange unter dem Bauch deines Pferdes bleiben und es sich in einer Vorwärts-Seitwärts-Bewegung darüber bewegen, also entweder im Schenkelweichen oder im Travers. Die Vorhand sollte immer führen. Wie leicht oder schwer deinem Pferd das fällt ist ganz unterschiedlich.
Am Besten bereitest du diese Übung am Boden vor. Hierfür nimmst du dir zunächst nur ein kleines Ende der Stange vor und stellst dein Pferd erst einmal darüber. Es sollte möglichst ruhig warten und nicht nach vorne weg drängeln oder sich rückwärts entziehen. Daraus lässt du dein Pferd zunächst nur wenige Schritte seitwärts weichen, bis die Stange zu Ende ist. Wiederhole dies so lange, bis dein Pferd die Aufgabe verstanden hat und wenige Schritte flüssig ausführen kann. Klapp dies ohne Probleme, kannst du die Strecken über die Stange verlängern, bis ihr irgendwann die ganze Stange im Seitwärts schafft. Als nächsten Schritt kannst das Einfädeln am Ende der Stange mit deinem Vierbeiner üben, ohne dabei zwischendurch anhalten zu müssen.
Ist diese Übung am Boden gut abgesichert, wird es unter dem Sattel viel leichter sein es umzusetzen. Achte dabei darauf, dass die Stange unter deinem Steigbügel ist.
Tipp:
Nutze deine Gewichtshilfe beim Sidepass! Habe die Idee, du gleitest mit deinem Gesäß über die Stange! Setze dich in Bewegungsrichtung und dein Pferd wird versuchen wieder unter deinen Schwerpunkt zu gelangen.

Und nun viel Spaß beim Ausprobieren!

 

Blog-Beitrag von Andrea Blochwitz

 
{ 0 comments… add one }

Leave a Comment

Nächster Pferde-Artikel >>

Vorheriger Pferde-Artikel >>