Geeignete Aufgaben für den Youngster

Eine altersgerechte Jungpferdeausbildung ist für die Entwicklung des Pferdes wichtig.

Bis zu seinem siebten Lebensjahr befindet sich ein Pferd in der Wachstumsphase. Diese bezieht sich nicht nur auf die Größe (das Stockmaß), sondern auch auf viele andere Dinge im Pferdekörper. Die Knochen werden länger, Wirbelkörper verwachsen miteinander, die Zähne werden gewechselt, Muskeln entwickeln sich, außerdem bekommen Sehnen und Bänder mehr Stabilität. Als hätte ein Pferd damit nicht genug zu tun, beginnt in dieser Zeit auch die Grundausbildung des Vierbeiners. Umso wichtiger sich im Vorfeld genau darüber informieren, welche Aufgaben für einen Youngster in der Wachstumsphase geeignet sind und was man auf keinen Fall mit ihm machen sollte.

Talente in der Jungpferdeausbildung fördern

Jedes Pferd ist individuell. Nimm dir die Zeit rauszufinden, an welchen Aufgaben dein Youngster besonders Spaß hat. Beobachte, ob er besondere Talente mitbringt und fördere diese. Aber Vorsicht, mache Pferde zeigen von Natur aus so viel Talent für bestimmte Aufgaben, dass man sich schnell dazu verleiten lässt diese leichtfertig anzunehmen, auch wenn Körper und Geist durch die Wachstumsphase genau genommen noch gar nicht so weit sind. Es ist nicht immer leicht einen guten Mittelweg zu finden und ein Pferd in der Wachstumsphase zu fordern, aber nicht zu überfordern.
Tipp:
Das Wichtigste in der Jungpferdeausbildung sind Zeit, Ruhe und Geduld, denn das Training sollte immer das Ziel haben, das Pferd möglichst lange gesund zu erhalten!

Konzentrationsspanne

Jungpferde können sich in der Regel noch nicht allzu lange konzentrieren und lassen sich schnell von Umwelteinflüssen ablenken. Auch die Tagesform wird sich stets auf das Training auswirken. Passe die Arbeitsphasen immer dementsprechend an und sorge für optimale Rahmenbedingungen. Arbeite mit deinem Pferd in kurzen Reprisen und mache regelmäßig Pausen, damit es über die neu gelernten Aufgaben nachdenken kann.
Tipp:
Versuche immer rechtzeitig das Training zu beenden und einen positiven Abschluss zu finden!

Gelassenheitstraining und Trail Hindernisse

Du möchtest deinen Youngster mutiger machen und ihm mehr Abwechslung in der Jungpferdeausbildung bieten? Dann sind Gelassenheitstraining und Trail Hindernisse genau das Richtige. Egal ob eine Plane, Flatterbänder, Luftballongasse, Brücke oder das Tor, hier kommt mehr Spaß und Spannung in den Alltag. Hilfreich ist es zunächst vom Boden dein Pferd mit den unterschiedlichen Hindernissen vertraut zu machen. Hier kannst du beobachten, wie es reagiert und nach Bedarf gezielt unterstützen. Klappen die Aufgaben am Boden gut, kannst du auch unter dem Sattel Gelassenheitstraining und Trail Hindernisse nutzen. Es macht Sinn sich gleich einen kleinen Parcours aufzubauen und ihn gemeinsam mit anderen Pferd- Reiter-Paaren zu absolvieren, denn in der Gruppe macht es immer mehr Spaß.
Tipp:
Ist dein Pferd unsicher oder hat Angst vor neuen Hindernissen, kannst du in der Gruppe wunderbar den Herdentrieb nutzen, indem du ein mutiges Pferd vorweg gehen lässt.

Spaziergänge und erste Ausritte

Spaziergänge und kleine Ausritte sind bestens für Jungpferde in der Wachstumsphase geeignet. Die unterschiedlichen Bodenstrukturen machen deinen Vierbeiner geschickter, außerdem werden die Bänder und Sehnen so gestärkt. Desweiterem helfen die unterschiedlichen Eindrücke und Umwelteinflüsse, dass dein Pferd gelassener wird. Spielerisch kannst du kleine Hügel miteinbeziehen, es über dicke Äste oder kleine Baumstämme klettern und springen lassen. Vielleicht hast du auch die Möglichkeit mit deinem Vierbeiner an den Strand, an einen See oder zu einem Bach zu reiten oder hinzufahren, und kannst auf diese Weise „Aquatraining“ mit ihm machen.
Tipp:
Wenn dein Pferd lernt, dass es sich im Gelände auf dich verlassen kann, wird sich auch eure Beziehung und Bindung verbessern!

Ausflüge

Gemeinsame Abenteuer in Form von kleinen Ausflügen sind hilfreich, um das Vertrauen zwischen dir und deinem Jungpferd zu stärken. Ein erster Auswärtskurs, Unterricht in fremder Umgebung, ein kleines Turnier oder der Besuch einer Veranstaltung sind gute Möglichkeiten, um herauszufinden wie sich dein Pferd in einem neuen Umfeld verhält. Viele Youngster sind zunächst aufgeregt und brauchen etwas Zeit zum Akklimatisieren. Andere bringen von Natur aus ein gutes Nervenkostüm mit, so dass man ihnen gar nicht unbedingt anmerkt, wenn sie Stress haben. Schraube bei den ersten Ausflügen auf jeden Fall deine Ansprüche an dein Pferd auf ein Minimum herunter, um es nicht zu überfordern.
Tipp:
Bitte bedenke, dass auch das Fahren im Anhänger und viele neue Eindrücke für ein Jungpferd in der Wachstumsphase sehr anstrengend für Körper und Geist sind!

Zirkuslektionen

Zirkuslektionen machen Spaß! Jedoch ist bei Pferden in der Wachstumsphase Vorsicht geboten. Oft fehlt es noch an Balance und Körpergefühl, deshalb sind nicht alle Zirkuslektionen für junge Pferde geeignet. Unbedenklich sind z.B. „Flehmen“ oder „Ja und Nein sagen“. Auch „das Tanzen“ und „das Apportieren“ dürften keine Schwierigkeiten mit sich bringen. Vorsicht ist aber beim Kompliment und Knien geboten. Natürlich kannst du es spielerisch mal mit einfließen lassen, aber übertreibe es nicht und mache nicht zu viele Wiederholungen.
Tipp:
Achte immer auf einen passenden und weichen Untergrund, um Gelenke, Sehnen und Bänder nicht zu überlasten!

Seitengänge

Seitengänge können ein Pferd wunderbar lösen und gymnastizieren. Außerdem helfen sie ein Pferd geradezurichten und die natürliche Schiefe mit der Zeit auszugleichen. Auch für Vierbeiner in der Wachstumsphase sind sie wichtig und du kannst sie gerne im Training nutzen. Jedoch solltest du es auch hier nicht zu sehr ausreizen. Forderst du zu früh eine zu starke Abstellung oder zu lange Strecken von deinem Jungpferd, kann das mehr schaden wie nutzen.
Tipp:
Qualität statt Quantität! Seitengänge sind nur nützlich, wenn dein Pferd sie auch korrekt ausführt, deshalb halte die Strecken zunächst eher kurz!

Longieren in der Jungpferdeausbildung

Beim Longieren solltest du stets darauf achten, dass es auf das Alter, sowie den Ausbildungs- und Gesundheitsstands deines Pferdes angepasst ist. Endloses Kreiseln auf viel zu kleinen Volten solltest du mit deinem Jungpferd in der Wachstumsphase unbedingt vermeiden. Auch „Ablongieren“ oder „Müde machen“ gehören zu völlig überholten Ausbildungstipps. Sie verschwenden auf unsinnige Art und Weise die Energien deines Pferdes und verschleißen es.
Tipp:
Rennt dein Pferd an der Longe, versucht es wahrscheinlich über das Tempo zu kompensieren, dass es die gebogene Linie noch nicht so gut halten kann! Deshalb lege die Zirkel zunächst recht groß an und gehe viel mit!

Stangenarbeit und Cavaletti Training

Auch Stangen und Cavalettis sind perfekte Hilfsmittel, um Abwechslung ins Training mit deinem Youngster zu bringen. Die Rücken- und Bauchmuskeln werden gestärkt und dein Pferd wird geschickter. Außerdem findet es so schneller zu mehr Balance und Körpergefühl. Vorsicht ist jedoch bei zu hohen Sprüngen geboten, denn besonders in der Landephase wirken starke Kräfte auf die Vorhand ein, was für ein Pferd in der Wachstumsphase nicht förderlich ist.
Tipp:
Freispringen macht vielen Pferden großen Spaß und fällt Jungpferden leichter, weil sie das Reitergewicht nicht auch noch ausbalancieren müssen!

Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein junges Pferd anzuschaffen und es selbst auszubilden, sollte sich darüber im Klaren sein, was für eine große Verantwortung man dem Vierbeiner gegenüber hat. Alles was man in jungen Jahren bei einem Jungpferd versaubeutelt, wird sich auf seine weitere Entwicklung auswirken und in der Zukunft bemerkbar machen. Sei dir stets bewusst, dass eine unangemessene Ausbildung ein Jungpferd in der Wachstumsphase nicht nur körperlich, sondern auch geistig schädigen kann. Stelle dir also immer vorher die Frage, ob du diese Verantwortung übernehmen kannst und dieser Aufgabe gewachsen bist. Gerade in der Jungpferdeausbildung durchläuft man Höhen und Tiefen und wird auch mal an seine Grenzen kommen. Es ist keine Schande sich rechtzeitig Hilfe und Unterstützung bei Trainern/innen und erfahrenen Pferdemenschen zu suchen.

 

Blog-Beitrag von Andrea Blochwitz

 
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