Der Takt – die Basis der Pferdeausbildung

Ausbildungsskala: Warum der richtige Takt so wichtig ist.

Reitanfänger begegnen ihm immer wieder: dem Takt. Was er ist und warum er so wichtig ist, darum geht es heute. Takt ist die Basis und damit die erste Stufe der Ausbildungsskala des klassischen Reitens.
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung FN definiert ihn als räumliches und zeitliches Gleichmaß der Grundgangarten. Das bedeutet, dass das Pferd sich gleichmäßig im Rhythmus der jeweiligen Gangart bewegt und alle Schritte bzw. Sprünge gleich groß und gleich schnell erfolgen. Außerdem läuft das Pferd in der korrekten Fußfolge der jeweiligen Gangart.

Der Schritt ist ein Viertakt, das bedeutet, dass jedes Bein einzeln und zu unterschiedlichen Zeitpunkten aufsetzt – gleichseitig, aber nicht gleichzeitig. Schaust du dir ein Pferd im Schritt an, kannst du diese Fußfolge erkennen: hinten links, vorn links, hinten rechts, vorn rechts.

Der Trab ist ein Zweitakt, hier bewegen sich die diagonalen Beinpaare parallel: Sie schwingen zusammen vor und setzen zusammen auf. Der Trab hat eine Schwebephase.

Der Galopp ist eine Sprungbewegung und ein Dreitakt. Das äußere Hinterbein leitet ihn ein, das innere Hinterbein und das äußere Vorderbein landen als nächstes, das innere Vorderbein zuletzt. Es stößt das Pferd in die Schwebephase ab, nach der es wieder mit dem äußeren Hinterbein landet.

Der Takt ist ein Prüfstein in der Ausbildung des Pferdes und die Voraussetzung für die weiteren Steine der Ausbildungsskala – denn ohne Takt gibt es keine Losgelassenheit.
Die Herausforderung: Es reicht nicht, den Takt auf geraden Linien zu halten. Beim Zulegen bzw. Verstärken soll er erhalten bleiben, ebenso in Lektionen, also auf gebogenen Linien oder in Seitengängen sowie in Übergängen.

Den Takt beim Reiten finden und halten

Den Takt zu erkennen, ist gar nicht so schwierig. Er zeichnet sich durch Rhythmus und Gleichmaß aus – wenn du reitest, spürst du ihn als gleichmäßige Bewegung, beim Longieren kannst du ihn sehen und wenn dein Pferd zum Beispiel auf Asphalt läuft und die Hufe gleichmäßig klacken, kannst du ihn sogar hören.
Für gleichmäßigen Takt müsst ihr das Grundtempo halten. Deine Aufgabe als Reiter sind ein gleichmäßiges Treiben sowie gefühlvolle Zügelhilfen aus einer nachgiebigen, mitgehenden Hand, um eine stabile Anlehnung zu halten. Wichtig ist stets ein geschmeidiger, mitgehender Sitz. Ein guter Test: Lasse die Zügel aus der Hand kauen – gern in allen Gangarten. Hält dein Pferd den Takt, seid ihr auf Kurs.

Taktfehler erkennen

Gerade der Schritt gilt als sehr störanfällig für Taktfehler, da er keinen Schwung hat. Einen korrekten Schritt im Takt erkennst du am „V“: Vorder- und Hinterbein bilden es jeweils auf einer Seite des Pferdes. Das Hinterbein greift vor, während das Vorderbein noch nicht abgefußt hat. Zeigen das gleichseitige Hinter- und Vorderbein dagegen eher eine parallele Tendenz, ist das ein deutlicher Hinweis für eine sogenannte Passverschiebung und damit ein schwerer Taktfehler.

Ein häufiger Taktfehler im Trab ist die sogenannte Einbeinstütze. Dabei ist die Parallelität der Beinpaare gebrochen und sie kommen nicht mehr gleichzeitig auf. Zieht das Pferd die Vorderbeine hoch und kommt es mit den Hinterbeinen nicht mehr unter den Körper, sind die beiden Röhrbeine des Vorder- und Hinterbeins ebenfalls nicht mehr parallel. Die Hufe fußen dann oft nicht mehr gleichzeitig ab bzw. auf.

Im Galopp kann sich ein Viertakt einschleichen und damit die Schwebphase verloren gehen. Hier fehlt dann die Bergauftendenz der Gangart und das Vorwärts.

Taktfehler beim Reiten: Die Ursachen

Taktfehler weisen in der Regel auf Probleme in der Ausbildung, körperliche Probleme des Pferdes und vor allem auf Reiterfehler hin.

  • Ein festgehaltener Rücken gilt zum Beispiel oft aus Auslöser für eine Passverschiebung im Schritt. Die Ursachen liegen hier oft in einer zu festen Reiterhand oder einem störenden Sitz. Auch der Viertakt im Galopp ist oft auf die Reiterhand zurückzuführen.
  • Auch ein zu heftiges Vorwärtsreiten, das zu Eile führt, kann die Fußfolgen und damit den Takt durcheinanderbringen. Kommt zu dem starken Treiben noch eine zu harte Hand, kann es sein, dass die Hinterbeine nicht mehr gleichmäßig vortreten. Geht das Pferd kurz-lang, kann sich der Taktfehler zu einer Zügellahmheit ausweiten.
  • Verspannungen können Taktfehler auslösen und auch die natürliche Schiefe des Pferdes kann das Gleichmaß in der Bewegung beeinträchtigen.
  • Taktfehler können auch darauf hinweisen, dass das Pferd im Training überfordert wurde und für die geforderten Lektionen noch nicht weit genug ausgebildet ist.

Den Takt fördern und erhalten

Den Takt findest du gerade am Anfang am besten, wenn du dein Pferd sein Grundtempo gehen lässt. Jedes Pferd hat sein Lieblingstempo, indem es den Takt fast von allein findet. Schaffe hier Routine, lasse gerade im Schritt das Vorwärts zu und greife nicht zu schnell mit den Zügeln ein.
Arbeite außerdem an der Gymnastik. Je geschmeidiger dein Pferd wird, desto balancierter bewegt es sich und desto gefeiter ist es gegen Taktfehler.
Ein weiterer Tipp: Reite zu Musik. Da stellen sich Takt und Rhythmus fast automatisch ein.

 
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