Die Anlehnung – Teil 2

Die Anlehnung – so erreicht man sie

Was die Anlehnung ist – eine weiche und flexible Verbindung von Reiterhand und Pferdemaul –, darüber ging es in diesem Artikel. Heute erklären wir, wie man sie sich erarbeiten kann. Denn eine konstante Anlehnung kann ganz schön kniffelig sein.

Pferd und Reiter kommen nicht mit dem Wissen auf die Welt, wie sich eine gute Anlehnung anfühlt und wie man sie erreicht – sie muss geschult und trainiert werden. Wer korrekt reitet, der findet sie dann fast von selbst.

Eine gleichmäßige Anlehnung ist das Ergebnis aus dem Zusammenspiel von Zügelhilfen, Gewichts- und Schenkelhilfen. Treibende, nachgebende und durchhaltende Hilfen, angepasst an die Situation und Lektion machen die Anlehnung möglich bzw. halten sie aufrecht. Die Hilfen werden mal parallel, mal etwas zeitlich versetzt gegeben. Die treibenden Hilfen sind wichtig, da die Energie des Pferdes durch die Verbindung vorn begrenzt wird, um es zu formen – sie darf nicht verloren gehen.
Das Pferd läuft dann an der Senkrechten bzw. mit der Nase etwas davor und hat im Genick nachgegeben. Anlehnung ist damit ein Prozess und ein Dialog mit dem Pferd. Sie ist kein Zustand, sondern ständig im Wandel. Entsprechend wirst du mal etwas mehr Druck auf den Zügeln spüren und mal etwas weniger; es ist auch gut möglich, dass der Druck innen und außen unterschiedlich ist.

Die Voraussetzungen für die Anlehnung

Die Voraussetzung für Anlehnung ist ein ausbalancierter Reiter. Du musst also im Gleichgewicht sitzen und in der Lage sein, die Hilfen zu koordinieren und dein Pferd nicht zu stören. Also locker hängendes Bein, getragene Hände, am Oberkörper leicht anliegende Arme und zentrierter Sitz. Vermeide ein zu hartes Annehmen der Zügel, damit dein Pferd nicht das Vertrauen in deine Hand verliert.

Dein Pferd geht locker und im Takt fleißig vorwärts und es reagiert willig auf den treibenden Schenkel. Verhält es sich hier, kann der Kontakt mit der Reiterhand nicht real sein.

Stelle jetzt den Kontakt her, indem du spürst, wo dein Pferd ist. Das kann bedeuten, dass du die Zügel etwas kürzer nimmst, es kann aber auch sein, dass du etwas nachgeben musst. Achte darauf, dass dein Pferd weiterhin vorwärts geht. Und nun geht es ans Finetuning.

Übungen für eine bessere Anlehnung

Hast du zu viel Gewicht auf der Hand, kannst du versuchen die Anlehnung folgendermaßen zu verbessern: Trab-Halt-Trab-Übergänge oder Trab-Halt-Rückwärts-Trab-Abfolgen können sie stabilisieren, ebenso wirken sich Lektionen wie Schulterherein, Wendungen wie Volten und Schlangenlinien und das kurze Vorgeben der Hände positiv auf eine leichtere Anlehnung aus.
Ist die Anlehnung dagegen zu leicht, helfen Übergänge zwischen Trab und Galopp und Tempounterschiede, sie zu verstetigen. Es kann auch hilfreich sein, im Arbeitstempo die Zügel aus der Hand kauen zu lassen, um das Pferd zum Strecken zu animieren. Experimentiere auch mit Paraden nach oben.

Diagnosetool Übergang

Gerade Übergänge haben das Zeug dazu, eine fehlerhafte Anlehnung zu entlarven – innerhalb der Gangart und zwischen den Gangarten. Je besser die Anlehnung, desto flüssiger, geschmeidiger und konstanter gestalten sich die Übergänge. Ist sie dagegen zu hart oder nicht vorhanden, wird sich das Pferd heraushebeln, gegen die Hand gehen, auseinanderfallen oder die Übergänge auf der Vorhand ausführen.

Du kannst die Qualität der Anlehnung auch leicht prüfen, indem du überstreichst. Beim Überstreichen gibst du für mehrere Schritte eine oder beide Hände etwas nach vorn, achte darauf, dass du im Oberkörper gerade bleibst und nicht vorn über kippst, damit Schenkel- und Gewichtshilfen weiterhin präzise bleiben.

Streichst du in einer Wendung mit der inneren Hand über, kannst du prüfen, ob dein Pferd am äußeren Zügel und dem inneren Schenkel geht und ob es Biegung und Stellung beibehalten kann. Streichst du mit beiden Händen über, kannst du die Selbsthaltung des Pferdes kontrollieren. Stimmt die Anlehnung, bleibt das Pferd im Rahmen.
Es passiert allerdings gern, dass sich Pferde beim Überstreichen heraushebeln, die Stellung oder die Biegung verlieren oder nach unten bzw. nach vorn ziehen, wenn der Zügel als Stütze wegfällt.

Probleme mit der Anlehnung

Wenn es mit der feinen Verbindung nicht so klappen will, solltest du Schmerzen oder körperliche Probleme des Pferdes bei der Ursachenforschung ausschließen können.

Plötzliche Verhaltensänderungen wie heftiges Kopfschlagen können oft auf Schmerzen zurückzuführen sein: etwa auf Blockaden von Zungenbein, Kiefergelenk und Halswirbelsäule oder auf Zahnprobleme.

Außerdem solltest du darauf achten, dass Kopfstück und Gebiss deinem Pferd passen und korrekt verschnallt sind: Im Pferdemaul ist oft weniger Platz als gedacht, zu hoch verschnallte Gebisse drücken dauerhaft in der Maulspalte, zu tief sitzende können an die Zähne schlagen. Ist das Zaumzeug zu eng, entsteht außerdem Druck im Nacken des Pferdes und an den Ohrmuscheln, wenn sie vom Stirnriemen komprimiert werden.

 
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