Welche Reitweise ist die richtige? Und gibt es diese überhaupt?

Welche ist die richtige Reitweise für mich und mein Pferd?

Jeder Reiter kennt die Situation. Man sitzt gemütlich in der Runde, egal ob in der Familie, mit Freunden oder Bekannten, und es kommt zu dem Thema „Pferde“ oder „Reiten“. Ganz schnell kommen dann die Disziplinen Springreiten oder Dressurreiten auf den Tisch. Das sind die Reitweisen, die den „normalen Menschen“ oftmals bekannt sind.


Nach einem längeren Dialog, in dem „Frau“ oft erklärt, dass es auch andere Reitweisen gibt, kommt man dann schnell zu den Vor- und Nachteilen der „Sportreiterei“ und erklärt seinem Gegenüber, dass man doch nur ein „Freizeitreiter“ ist und keine ambitionierten Absichten hat. Man sieht sich und sein Pferd nicht auf den Turnierplätzen, sondern eher gemütlich im Wald.

Aber was ist der richtige Weg?

Wenn man in den „Social Media“ unterwegs ist, finden wir etliche Reitweisen. Vom Dressurreiten, Springreiten, Vielseitigkeit, Westernreiten, Barockes Reiten bis hin zur Akademischen Reitkunst, um hier mal nur einige aufzuzählen. Die einen verschreiben sich der gebisslosen Ausbildung, andere nutzen ein Gebiss und andere sogar die Kandare. Die Wege, ein Pferd auszubilden, scheinen sehr vielseitig zu sein. Als „Pferdeeinsteiger“ kann man da erst einmal den Überblick verlieren und von den Möglichkeiten der Ausbildung überfordert sein.

Wie finde ich jetzt die richtige Reitweise für mich und mein Pferd?

An erster Stelle steht natürlich das Pferd. Was für ein Pferd habe ich oder für was für ein Pferd interessiere ich mich?

Je nach Pferderasse sind gewisse Reitweisen mehr oder weniger „eingeschränkt“. Mit einem Isländer werde ich womöglich nicht in einem S-Springparcours starten. Mit einem Trabrennpferd von der Rennbahn wird das Westernreiten wohl nicht unsere Paradedisziplin werden. Nur um hier mal zwei kleine Beispiele zu nennen. Natürlich kann ein Isländer auch springen. Aber wenn ich die Ambition habe im Springsport erfolgreich zu sein, würde ich wohl doch eher einen Warmblüter in Richtung „Springen“ gezüchtet kaufen.

Daher sollte ich mir erst mal die Frage stellen: „In welcher Reitweise hätte mein Pferd viel Talent? Was würde meinem Pferd Spaß bereiten? Worin liegen seine Stärken und Schwächen? Und vor allem, für welche Reitweise interessiere ich mich?

All das sollte ich als Pferdebesitzer mit in meine Entscheidung einfließen lassen.

Welche ist die richtige oder korrekte Reitweise? Und gibt es die überhaupt?

Jeder Pferdebesitzer hat mit dem Kauf eines Pferdes eine sehr große Verantwortung übernommen. Nicht nur für das Pferd an sich, sondern vor allem die seelische und physische Gesundheit des Pferdes sollte stets im Vordergrund stehen.

Reitweisen gibt es viele. Ansätze ein Pferd auszubilden auch. Aber welche ist die korrekte?

Die Pferdeausbildung beinhaltet ganz viel Wissen und vor allem Feingefühl und Weitsicht.
Die Ausbildung eines Pferdes bedarf viel Zeit und um euch gleich die Frage vorweg zu nehmen, wann diese endet… die Ausbildung eines Pferdes endet NIE! In der Pferdeausbildung muss man sich immer wieder neu reflektieren und über den „Tellerrand“ schauen. Es gibt nicht nur einen Weg. Das Pferd, welches im Lehrbuch beschrieben ist, ist ein Pferd von Millionen. Klar sind die Ausbildungswege oft identisch, aber jedes Pferd hat seinen eigenen Weg, benötigt seine eigene Zeit und fordert seinen eigenen individuellen Weg. Und es ist unsere Aufgabe, dem Pferd genau das zu geben, was es benötigt.

Je nach Reitweise und Disziplin beginnt die Pferdeausbildung (insbesondere das Anreiten oder Anlongieren) früher oder später. Wo wir schon bei einem sehr heiklen Thema sind. Westernpferde und Galopprennpferde beginnen Ihre Ausbildung meist schon mit zwei Jahren. Damit meine ich nicht die „Fohlenschule“ (Hufe geben, Führtraining, Putzen etc.). Das sollte jedes Pferd bereits im Fohlenalter lernen.

Die „Sportpferde“ beginnen Ihre Grundausbildung (Anlongieren, Anreiten, Einfahren) meist mit drei Jahren.

Auch hier sollte die körperliche und psychische Belastbarkeit der Pferde niemals aus den Augen gelassen werden.

Ich fange mit der Grundausbildung frühestens mit 3 – 3 1/2 Jahren an. Kleine Spaziergänge, spielerisches Verladetraining und evtl. mal als Handpferd mitkommen, kann natürlich vorher schon spielerisch geschult werden. Unter Grundausbildung verstehe ich insbesondere das Pferd mit dem entsprechenden Equipment (Kappzaum mit Naseneisen, Gebiss, Longe, Gerte etc.) auf den weiteren Verlauf der Ausbildung vertraut zu machen. All dies geschieht zunähst im Stand, dann im Schritt und erst danach in allen weiteren Gangarten.

So hat jede Reitweise ihren eigenen Ausbildungsweg, der je nach Reitweise und Disziplin mit dem dazugehörigen Equipment einhergeht.

Woran messe ich eine korrekte Pferdeausbildung?

Ich messe eine korrekte Pferdeausbildung danach, wie sie mit dem Individuum Pferd umgeht.
Steht das Pferd an erster Stelle? Bestimmt das Pferd den Ausbildungsweg und das Tempo? Habe ich in der Pferdeausbildung die Möglichkeit ganzheitlich und in allen Reitweisen auszubilden? Gebe ich dem Pferd die Zeit sich physisch und psychisch auf die Arbeit unter dem Reiter vorzubereiten?

Für mich ist eine korrekte Reitweise die Fähigkeit, ein Pferd ganzheitlich gymnastizierend und ohne körperliche und seelische Unversehrtheit auf den Weg als Reit- oder Kutschpferd vorzubereiten.

Das beinhaltet immer wieder, dass man sich selbst hinterfragen muss.

Die Frage, warum ich was und wie in der Pferdeausbildung mache und welches Equipment ich nutze und es anwende, sollte stets hinterfragt werden. Die Ausrede: „Es wurde schon immer so gemacht“, hilft dem Pferd in der Situation, in der es Schmerzen erleiden muss, leider auch nicht.

Keine Reitweise ist richtig, wenn Sie dem Pferd Leid zufügt.

Die Pferdeausbildung kann so vielseitig gestaltet werden. Egal ob Horsemanship, Freiheitsdressur, Arbeit an der Hand, Doppellonge, gymnastizierende Longenarbeit, kleine Sprünge, stundenlange Geländeritte, dressurmäßige Arbeit – egal ob auf dem Platz oder im Gelände, oder eben auch mal ein kleines Turnier. Solange wir das Pferd als unseren Freund und Partner ansehen und das Wohl und die Gesundheit unseres Pferdes an erster Stelle steht, gibt es keine „Falsche“ Reitweise.

So individuell der Weg der Ausbildung ist, sollte die körperliche Unversehrtheit unseres Pferdes stets an erster Stelle stehen. Denn nur so haben wir einen Freizeitpartner der uns den Weg in alle Reitweisen ermöglicht, die für uns und unser Pferd geeignet sind.

Blog-Beitrag von Nadine Brenke
Foto von Gina Lange, Sara Glawe, Katrin Pajewski, Susan Marleen Jerominski

 
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