Mentale Hilfen fürs Pferd: Mühelos reiten mit Bildern im Kopf

Unsere Gedanken – mentale Hilfen – beeinflussen die Kommunikation und können das Reiterlebnis bereichern.

Wer reiten lernt, ist erst einmal voll und ganz mit seinem Körper, seiner Balance und der des Pferdes beschäftigt. So viel soll man auf einmal ausführen. Neue Bewegungsabläufe verinnerlichen und dann auch noch auf das reagieren, was das Pferd gerade tut.

Doch Reiten ist nicht nur eine körperliche Angelegenheit, sondern auch eine mentale. Es findet sozusagen auch in unserem Kopf statt.
Keine Sorge, das ist jetzt nicht noch eine weitere Baustelle für den stark geforderten Reitanfänger. Denn mit dem, was im Kopf stattfindet, kann man den eigenen Körper und damit auch den des Pferds wunderbar unterstützen. Hilfen werden logischer, das Reiten müheloser – und zwar schon von Anfang an!
Mentale Hilfen sind zum einen ein klarer Fokus. Zum anderen sind es innere Bilder und Vorstellungen, mit denen wir unsere Hilfengebung erleichtern und verbessern.

Der klare Fokus

Ein klarer mentaler Fokus, also eine genaue Vorstellung dessen, was wir wollen, hilft uns, unseren Körper richtig einzusetzen.
Damit erleichtern wir unserem Pferd das Verständnis doppelt – nicht nur durch präzise Hilfen. Pferde können Fokus und Intention sehr gut lesen und spüren. Ein klarer Fokus kann zum Beispiel sein, dass wir dorthin schauen, wo wir hinreiten wollen, statt nach unten auf die Pferdeohren. Das ist übrigens ein häufiger Reiterfehler, und nicht nur bei Anfängern. Oder wir spüren den Rhythmus des Galopps bereits vor, wenn wir noch traben und kurz vor dem Angaloppieren sind.

Ein genauer Plan im Kopf sorgt nicht nur für präzisere Hilfen in der Ausführung, weil wir wissen, was wir tun. Er bereitet diese auch bereits vor, da der Körper sich automatisch in eine bessere Position bringt, um sie umzusetzen.

Innere Bilder – mentale Hilfen – nutzen

Innere Bilder sind nicht bloß eine tolle Ergänzung zu körperlichen Hilfen. Sie können uns darin unterstützen, unsere Hilfen mühelos und korrekt zu geben, ohne, dass wir uns dafür besonders anstrengen müssen.
Zum korrekten Sitz gehört zum Beispiel, dass der Absatz der tiefste Punkt des Reiters ist. Viele Reiter versuchen das zu erreichen, indem sie die Ferse bewusst nach unten drücken. Jetzt ist zwar der Absatz unten, aber gleichzeitig werden die Knie und die Hüfte fest. Damit geht die Fähigkeit, geschmeidig zu sitzen und mitzufedern verloren.

Hier kommen innere Bilder und unsere Vorstellungskraft ins Spiel. Wir können uns zum Beispiel ausmalen, dass unser gesamter Körper mit einer warmen Flüssigkeit gefüllt ist, die aus den Fersen heraus zu Boden tropft. Oder wir stellen uns vor, dass in uns ein Baum wächst, dessen Wurzeln aus der Ferse heraus sich mit dem Boden verbinden.

Wir können uns auch ausmalen, dass wir Sprungfedern in den Fußgelenken besitzen oder dass Gewichte (aber nicht zu schwere) unsere Fersen gen Boden ziehen.
Hier gilt: Die eigene Kreativität fließen lassen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wichtig ist nur, dass die Bilder uns helfen und wir sie im Körper spüren können. Ein Bild, das für uns keinen Sinn ergibt, hilft natürlich auch beim Reiten nicht – dann suchen wir uns eben eines, das für uns besser passt.

Eine bessere Verbindung

Für eine bessere Verbindung zum Pferd am Zügel können diese Bilder hilfreich sein:
Man trägt ein Tablett vor sich her – das unterstützt darin, beide Hände auf der gleichen Höhe zu halten. Oder man schiebt einen Einkaufswagen – das verhindert eine Rückwärts-Einwirkung mit dem Händen und damit das für das Pferd unangenehme Zurückziehen an den Zügeln.
Super hilfreich ist es außerdem, mit gegensätzlichen Bildern zu experimentieren, um die goldene Mitte zu finden.Man kann sich zum Beispiel vorstellen, zunächst wie eine nasse Socke auf dem Pferd zu sitzen. Also zusammengesunken, mit nach vorne gekippten Schultern, rundem Rücken und ohne jede Körperspannung. Danach nimmt man die gegenteilige Position ein, indem man sich vorstellt, die Wirbelsäule sei ein Besenstiel: steif, aufrecht und gerade.
Hat man beide Haltungen erspürt, schaut man, ob man die goldene Mitte finden kann: eine aufrechte, aber geschmeidige und flexible Haltung auf dem Pferd.

Positive innere Bilder sorgen außerdem dafür, dass wir uns insgesamt besser fühlen und eine positivere Ausstrahlung gewinnen. Wir dürfen nicht versuchen mit Zwang und Druck eine Ansage des Reitlehrers unbedingt zu erfüllen. So sind Pferd und Reiter glücklicher.

Blog-Beitrag von Nadja Müller

 
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