
Für ein gutes Loben ist besonders das richtige Timing wichtig.
Ein Pferd hat eine gestellte Aufgabe besonders gut gemacht und der/die Reiter:in fällt ihrem Vierbeiner um den Hals und klopft ihn euphorisch mit der Hand am Hals. Wer kennt dieses Bild nicht? Vielleicht hast du dich auch selbst schon dabei ertappt dein Pferd auf diese Art und Weise zu loben, weil man das halt so macht. Doch ist das wirklich die beste Möglichkeit deinem Pferd Anerkennung zu zeigen? Und was gibt es für Alternativen?
Eins sei gleich vorweg gesagt – Das Klopfen mit der Hand ist pferdesprachlich leider völlig unsinnig! Kein Pferd wird seinen Kumpel herzhaft einen Tritt verpassen oder in die Seite knuffen, um ihm zu zeigen, dass er etwas besonders gut gemacht hat. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die wenigsten Pferde diese Art des Lobs mögen oder genießen.
Kraulen und streicheln
Mögen Pferde sich und möchten sich ihre Zuneigung zeigen, kraulen sie sich gegenseitig mit den Lippen oder Zähnen. Wie intensiv sie es mögen und wo die Lieblingsstellen sind, zeigen sie sich dabei ganz deutlich. Viele Pferde zeigen dieses Verhalten auch dem Menschen gegenüber und lieben es von ihrer Bezugsperson sanft gestreichelt oder auch kräftig gekrault zu werden. Schnell kann man herausfinden, wo der Vierbeiner es besonders gerne mag oder wo gar nicht und kann es wunderbar nutzen, um ihn zu loben.
Achtung:
Nicht jedes Pferd liebt es gestreichelt oder gekrault zu werden. Vor allem Pferde, die schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben, werden es nicht als angenehm empfinden auf diese Art und Weise gelobt zu werden. Sie wirken oftmals so, als ob sie es aushalten und ertragen, aber nicht genießen können!
Stimmlob
Lange Zeit war das Loben mit der Stimme verpönt und besonders in Turnierprüfungen nicht gerne gesehen bzw. gehört. Heutzutage ist man da glücklicherweise viel offener und nutzt das Loben mit der Stimme in der Pferdeausbildung wieder mehr. Um es mit den Worten des klassisch- barocken Reitmeister Richard Hinrichs zu sagen: „Die Pferde verstehen sehr viel mehr, wie man denkt! Die Reiter:innen deutlich weniger, wie man denkt!“ Er empfiehlt außerdem ein „Zwischenlob“ (z.B. „Fein!) und ein Abschlusslob (z.B. „Brav“) zu nutzen. Auf diese Weise kann das Pferd auch schneller verstehen, ob es die Übung richtig macht und es so weiter machen soll (Zwischenlob) oder ob es die Übung gut gemacht hat und sie beendet ist.
Achtung:
Entscheidend sind nicht unbedingt die Worte, mit denen du dein Pferd lobst, sondern viel mehr der Klang deiner Stimme. Der sollte deine Freude und Euphorbie wieder spiegeln! Versuche es trotzdem zu vermeiden in endlosen Sätzen auf dein Pferd ein zu plappern, sondern lege dich auf bestimmte „Lobworte“ fest und behalte diese bei!
Futterlob
Das Pferd mit Futter zu belohnen ist ein gerne genutztes Hilfsmittel und wird von vielen Reiter:innen im Training angewendet. Hierbei ist jedoch sehr wichtig, nicht zum Futterautomaten für den Vierbeiner zu werden und wirklich nur ein Leckerli zu geben, wenn es etwas besonders gut gemacht hat und nicht, wenn er einfach nur süß geguckt hat oder hübsch aussieht. Manche Pferde werden schnell sehr aufdringlich, wollen die Jackentaschen kontrollieren und fangen an zu schnappen oder zu beißen. Getreu dem Motto: „Weniger ist mehr!“ solltest du dann die Leckerlis auf ein Minimum reduzieren.
Tipp:
Der positive Nebeneffekt beim Futterlob ist, dass dein Pferd sich durch das Kauen auch leichter entspannen kann. Bei ängstlichen oder aufgeregten Vierbeinern kann es ein gutes Hilfsmittel sein, damit sie schneller zur Ruhe kommen!
Pausen machen
Eine weitere Möglichkeit dein Pferd zu belohnen, wenn es etwas gut gemacht hat, ist direkt im Anschluss eine Pause zu machen. Dabei kann es das zuvor Gelernte „sacken lassen“ und drüber nachdenken, die Muskulatur entspannen und durchatmen. Baust du von Beginn an Pausen zur Belohnung ein, wird es kein Problem für dein Pferd sein, wenn du anschließend das Training mit ihm fortsetzt.
Achtung:
Eine Pause ist nur eine Belohnung, wenn du währenddessen nicht noch ständig an deinem Pferd herummäkelst, es vorwärtstreibst oder am Zügel zupfst. Dein Vierbeiner darf sich in der Pause in der Haltung und in dem Tempo bewegen, was es möchte und womit es sich wohlfühlt. Kann es sich besser im Halten entspannen, dann mache die Pausen ruhig im Stehen.
Aufhören, wenn es am schönsten ist
Für viele Pferde ist es das größte Lob abzusteigen und das Training zu beenden, wenn es etwas besonders gut gemacht hat. Hier den richtigen Moment zu erwischen ist nicht immer ganz leicht. Versuche stets das bestmöglichste Ergebnis des Tages zu erreichen. Wenn das bedeutet, dass die Trainingsphase auch mal recht kurz ist, macht das nichts.
Tipp:
Gib deinem Pferd stets das Gefühl, dass es nie übermäßig anstrengend für es wird. Fordere, aber überfordere es nicht!
Positive Verstärkung
Egal auf welche Art und Weise du dein Pferd lobst, du nutzt dabei immer das Prinzip der positiven Verstärkung. Sprich- Dein Pferd macht etwas richtig und du lobst es dafür. Hier ist das richtige Timing das A und O! Ein guter Anhaltspunkt ist die „Drei Sekunden Regel“. Dabei geht man davon aus, dass das Pferd nur drei Sekunden nach der gezeigten Reaktion, das Lob mit dem zuvor gezeigten Verhalten verknüpft.
Welche Art von Lob für dein Pferd am besten ist und dein Training am effektivsten unterstützen kann, wirst du mit der Zeit herausfinden. Jedes Pferd ist individuell! Das Eine liebt es zu kuscheln und gekrault zu werden, das Andere wächst für ein Leckerli über sich hinaus und für das Nächste ist es das Größte mit Worten „gefeiert“ zu werden!
„Frage häufig, gib dich mit wenig zufrieden und lobe oft!“
Nuno Olivera, portugiesischer Reitmeister