Hufe geben ist ganz einfach – oder vielleicht doch nicht?

Hufe geben

So einfach bringst du jungen Pferden bei, die Hufe zu geben.

Hufe geben gehört zu den täglichen Aufgaben in einer Mensch-Pferd-Beziehung. Was für ältere Pferde ganz normal ist, bedeutet für junge Pferde oft eine echte Herausforderung.

Im optimalen Fall haben sie schon als Fohlen gelernt, dass sie Menschen vertrauen und sich von ihnen gefahrlos berühren lassen können. Im schlechtesten Fall hat sich kein Mensch mit ihnen beschäftigt bevor sie verkauft wurden. Falls dein junges Pferd zur zweiten Gruppe gehört, wird es wahrscheinlich einige Tricks auf Lager haben, um das Hufe anheben zu vermeiden. Eine der beliebtesten Verweigerungs-Taktiken: sich stocksteif machen. Dann zerrst und ziehst du an den Pferdebeinen doch diese bewegen sich keinen einzigen Zentimeter. Kein Wunder, wenn gefühlte 1000 kg stocksteifes Pferd daran hängen. Hufe geben kann doch nicht so schwierig sein – oder vielleicht doch?

So fühlen sich Pferde beim Hufe anheben

Für uns Menschen ist es wichtig, sich in die Gefühlswelt des Pferdes zu versetzen. Das Pferd ist ein Fluchttier. Um sich vor Gefahren zu schützen und im Notfall jederzeit weglaufen zu können benötigt es alle vier Hufe auf der Erde. Dir auch nur einen Huf zu überlassen ist deshalb ein riesengroßer Vertrauensbeweis. Und genau hier entstehen oft schon bei den ersten Versuchen viele Missverständnisse zwischen dir und deinem Pferd.

Deine Sichtweise beim Hufe geben:

Du ärgerst dich vielleicht, weil dein Pferd wie ein aufgescheuchtes Eichhörnchen von rechts nach links hüpft und denkst: Es kann ja wohl nicht so schwierig sein, dass Bein mal kurz anzuheben! Oder dein Pferd lagert so viel Gewicht auf sein Bein, dass du es gar nicht mehr anwinkeln geschweige denn anheben kannst. Du wirst laut, die Emotionen kochen hoch und anstatt deinem Pferd Vertrauen und Schutz zu signalisieren bringst du es geradewegs in den Fluchtmodus.

Hufe geben, Schritt 1

Wenn dein Pferd das „Hufe geben“ noch nicht kennt, solltest du es zuerst überall streicheln und immer wieder seine Beine abstreichen. Konzentriere dich dabei zuerst nur auf das Abstreichen und Berühren und nicht gleich auf das Anheben der Hufe. Bleibt dein Pferd dabei ruhig und entspannt stehen, habt ihr die erste Übung bereits erfolgreich absolviert! Sollte dein Pferd aber vor deiner Hand ausweichen, lässt du sie einfach solange an seinem Bein bis es stehen bleibt. Sobald es das tut: sofort ausgiebig loben und die Hand vom Bein lösen.

Hufe anheben, Schritt 2

Hufe gebenSuche dir einen festen Punkt am Vorderbein des Pferdes aus zum Beispiel den Fesselkopf oder den Behang am Fesselkopf. Streiche jetzt wieder das Bein hinunter, gib ein Stimmkommando dazu wie z.B. „Huf“ und übe leichten Druck auf den festgelegten Punkt am Bein aus. Jede noch so kleinste Bewegung nach oben lobst du so überschwänglich, als hätte dein Pferd gerade den Nobelpreis gewonnen. Steigere diese Übung langsam bis du den Huf irgendwann sogar kurz halten kannst.

Wichtig: Halte den Huf wirklich nur ganz kurz und senke ihn dann direkt wieder ab. Junge Pferde verlieren nämlich schnell das Gleichgewicht und müssen erst lernen, auf drei Beinen zu stehen. Gerade am Anfang ist es wichtig, dass du den Huf auch beim Absenken begleitest, damit er nicht unsanft auf dem Boden landet. Oft ist es hilfreich einen Helfer dabei zu haben, der das Bodenarbeitsseil hält und auch die Mimik deines Pferdes beobachtet.

Und am allerwichtigsten bei Schritt 2 ist Geduld und nochmals Geduld – dein Pferd muss erst verstehen was du von ihm möchtest. Ich persönlich halte übrigens nichts von der Methode Pferde erstmal aus dem Gleichgewicht zu bringen, damit sie den Huf anheben. Gerade sensible Pferde werden damit sehr verunsichert, wenn man sie so noch mehr aus der Balance bringt.

Probleme beim Hufe geben

Gerade bei den Hinterhufen gibt es Kandidaten, die gerne wegziehen oder treten. Auch hier gilt: ganz langsam anfangen, den Huf nur kurz über den Boden heben und nicht gleich nach hinten herausziehen. Sollte dein Youngster dabei ganz ungnädig werden, kannst du die Berührungen zuerst auch mit einem „verlängerten Arm“ z.B. in Form einer Gerte versuchen.

Mein Tipp: Behandle dein Jungpferd mit Geduld, Konsequenz und Liebe. Sei nicht übertrieben vorsichtig sondern habe immer einen Plan (empfiehlt sich auch für alle anderen Lebenslagen) und sei klar in der Kommunikation. Auch wenn dein Jungpferd noch ganz grün hinter den Ohren ist – es ist immer noch ein und vor allem dein Pferd.

Blog-Beitrag von Lara van Oost

 
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