Leckerli-Disziplin und Futterlob: So geht’s

Pferd mit Karotte

Wie du Leckerlis sinnvoll nutzen kannst.

Leckerli und Futterlob sind ein mächtiger Motivator für unsere Pferde: Sie bestärken das richtige Verhalten effektiv, können leider aber ganz schnell auch zu Angewohnheiten führen, die wir uns nicht wünschen.

Wer mit Leckerli arbeiten will, sollte deswegen nicht einfach unbedarft Möhrchen ins Pferd füttern, sondern sich genau überlegen, wann er die Belohnung einsetzen will – und wann nicht. Mit einer Strategie dahinter ist Futterlob ideal, um die Motivation und Kreativität des Pferdes zu fördern, gemeinsam Spaß zu haben und neue Aufgaben anzugehen. Pferdemenschen, die mit Leckerli arbeiten, freuen sich jeden Tag an der Begeisterungsfähigkeit und dem Arbeitswillen ihrer Tiere.

Die Vorteile von Futterlob liegen auf der Hand

Futter: Der ultimative Motivator
Wenn das Pferd eine Futterbelohnung erhält, braucht es keine andere Erklärung mehr. Es Pferd versteht sofort, dass es etwas richtig gemacht und dass sich seine Anstrengung gelohnt hat. Damit steigt natürlich die Motivation, sich beim nächsten Mal noch mehr Mühe zu geben, um weitere Belohnungen zu erhalten. Futterlob ist eine Art der positiven Verstärkung und sehr effektiv.

Entspannung
Das Kauen des Leckerli kann dem Pferd helfen, sich zu entspannen. Es regt den Parasympathikus im Nervensystem an, der Entspannung und Ruhe steuert. Da wir unser Training nicht auf Angst und Druck aufbauen lassen wollen, ist der Entspannungs-Effekt von Futter natürlich ideal.

Angstüberwindung
Futter kann ein sehr guter Anreiz sein, sich zu überwinden, wenn das Pferd Angst hat. Es erfährt dann eine unmittelbare Belohnung für seinen Mut, was es für die Zukunft bestärkt, neue Aufgaben mit Neugierde anzugehen und dem Menschen zu folgen, weil er gute Ideen hat.

Futterlob: Das sind sinnvolle Regeln

Damit Futterbelohnung funktioniert, gibt es einige Regeln, die du unbedingt beachten solltest. Mit ihnen kannst du eine gute Zusammenarbeit mit dem Pferd fördern und verhinderst Konflikte. Denn du solltest dir darüber im Klaren sein, dass dein Pferd vielleicht fordernder oder frecher wird, sobald es um Futter geht.

  1. Du bestimmst, wann es Futter gibt
    Wenn das Pferd bettelt, deine Taschen absucht oder nach dir schnappt, gibt es konsequent keine Belohnung.
  2. Füttere außerhalb deines individuellen Raums
    Jeder von uns – Pferd und Mensch – hat einen persönlichen Bereich, der uns von allen Seiten gleichmäßig umgibt. Wenn du deinem Pferd das Leckerli reichst, achte darauf, dass du deine Hand zu ihm hinstreckst. Das Pferd soll nicht in deinen Bereich eindringen, wenn es das Leckerli bekommt. So verhinderst du, dass es dir am Ende auf die Zehen steigt.
  3. Lass dich nicht bedrängen!
    Wenn das Pferd nach den ersten Leckerli näher kommen will, um sich weitere zu holen, schicke es zurück und fordere es auf, Abstand zu halten. Gehe selbst nicht zurück, sonst lädst du dein Pferd ein, zu dir zu kommen.
  4. Kein Futter ohne Leistung
    Wenn du deinem Pferd immer mal wieder ein Leckerli zusteckst, wird es nicht verstehen können, wann es eine Belohnung bekommt und wann nicht. Da Leckerli ein sehr großer Motivator sind, wird es womöglich anfangen, immer mal wieder anzufragen, ob es nicht doch eines abstauben kann. Fütterst du also zwischendurch einfach so aus der Hand, erziehst du dir dein Pferd im schlimmsten Fall zum Taschensucher. Deswegen gilt: Ohne Leistung kein Futter. Oder anders formuliert: Dein Pferd bekommt nur für eine erfüllte Aufgabe eine Belohnung.

Leckerli-Höflichkeit: Das sind die ersten Schritte

Bei der Arbeit mit dem Leckerli gilt wie bei allem anderen: Dein Pferd muss sie erst kennen lernen und die Regeln lernen, die dabei gelten. Erwarte also nicht, dass es von Anfang an weiß, wie du dir die Abläufe genau vorstellst. Vielmehr musst du mit ihm, noch bevor du Futter einsetzt, eine gewisse Futterhöflichkeit erarbeiten und damit die Spielregeln erklären. Es ist gut möglich, dass dein Pferd diese Spielregeln auch später immer wieder hinterfragen wird. Hier hilft nur eines: Konsequenz!

Jetzt erklären wir dir eine Basis-Übung der Leckerli-Höflichkeit. Du hast dein Pferd am Halfter, ein Leckerli in der Hand, schließt die Faust und hältst sie mit dem Handrücken nach oben deinem Pferd hin. Du ignorierst alle Verhaltensweisen, die du nicht haben willst: Anfressen und Anstubsen der Hand, Scharren, Kopfschlagen oder andere Arten des Bedrängens. Wird dein Pferd zu frech, kannst du dich auch für die ersten Schritte hinter eine Absperrung stellen. Nutze dann einfach einen etwas längeren Strick. Viele Trainer belohnen dann, wenn das Pferd den Kopf wegdreht: Nun öffnen sie die Hand und das Pferd darf das Leckerli haben. Du kannst aber auch belohnen, wenn die Pferdenase einfach etwas Abstand zur Hand hat. Wir empfehlen dir, für diese Übung Handschuhe zu tragen.

Hier gilt: Übung macht den Meister! Doch nur, wenn dein Pferd gelernt hat, auf das Futter zu warten, wirst du später Futterlob mit Freude für euch beide einsetzen können.

Lass dich nicht entmutigen

Der Anfang des Trainings mit Futterlob ist oft die schwierigste Zeit. Dein Pferde hat begriffen, dass es etwas für es zu holen gibt, es ist übermotiviert, wird vielleicht sogar gierig oder lässt sich stressen, wenn es feststellt, dass es doch nichts gibt, was dann wiederum zu Frust führt. Deswegen empfiehlt es sich, mit vielen Leckerli und einem steten Belohnungsstrom einzusteigen. Das Pferd lernt so, dass es wirklich dauerhaft etwas gibt und das hilft, seine Gier zu verringern.

Im zweiten Teil unseres Beitrags zum Einsatz von Futter als Belohnung wird es konkret: Es geht um die das richtige Timing, die Art des Leckerli und die Belohnungsrate.


Blog-Beitrag von Nadja Müller

 
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