Leckerli im Training richtig einsetzen – so geht‘s

Pferde-Leckerlis

Wie du das Leckerli im Training richtig einsetzen kannst.

In unserem ersten Beitrag zur Futterbelohnung haben wir uns die Vorteile vom Leckerli beim Pferde – Training angesehen, und die Regeln, die es braucht, damit Pferd und Mensch mit Spaß bei der Sache sind. In diesem zweiten Teil geht es um die Details der Futterbelohnung: das richtige Timing, das richtige Futter und um Fehler, die passieren können.

Sobald die Leckerli-Höflichkeit etabliert ist, kannst du beginnen, Futterlob in deine Trainingseinheiten einzubauen. Diese Schritte sind dabei hilfreich und wichtig.

Das perfekte Timing

Dein Pferd kann Lob nur verstehen, wenn es im richtigen Moment erfolgt. Studien zufolge haben wir nur zwei oder drei Sekunden Zeit, um ein Pferd für etwas zu loben. Danach wird es seine Handlung nicht mehr mit der Belohnung verknüpfen können. Es bringt also wenig, dem Pferd nach einer guten Trainingssession eine gefüllte Futterschüssel hinzustellen. Sie wird die Inhalte des Trainings nicht mehr positiv bestärken. Doch auch, wenn du die Belohnung sofort geben willst, vergeht zu viel Zeit, bis du das Leckerli aus der Tasche geangelt hast oder bis das Pferd beim Reiten auf ein Signal des Zügels hin den Kopf herumgenommen hat, um es aus deiner Hand zu nehmen. 

Deswegen solltest du ein Signal – entweder ein Wort oder einen Clicker – einsetzen, um das Verhalten im wahrsten Sinne des Wortes zu markieren, das du belohnen willst. Damit bildest du eine Brücke, damit Pferd weiß, dass auf das Signal ein Leckerli kommt. So versteht es, dass das Signal bestätigt, dass es etwas richtig gemacht hat. Diese Verknüpfung solltest du konditionieren – die Clickertrainer nennen es, den Clicker laden. Das tust du, indem du dein Pferd bequem an Halfter und Strick hältst, vor ihm stehst, das Signalwort sagst (oder den Clicker drückst) und ihm im Anschluss ein Leckerli gibst. So stellst du die Verknüpfung Signalwort = Leckerli = Lob her.
Meistens loben wir zu spät im Training. Auch zu frühes Lob bringt nichts: Dann wird das Training vermutlich stagnieren.

Belohnungsart und Belohnungsrate

Wenn du noch tiefer in das Thema einsteigen willst, solltest du dich auch mit der Art der Futterbelohnung beschäftigen. Natürlich willst du deinem Pferd ein Leckerli anbieten, das ihm schmeckt. Und vielleicht willst oder musst du auf seine schlanke Linie achten, weswegen du nur kleine Stückchen oder Leckerli ohne Zucker oder Melasse gibst. Aber das ist noch nicht alles.

Du kannst eine Leckerli-Hierarchie einführen und mit unterschiedlichen Belohnungsarten arbeiten. Das Standard-Leckerli gibt es dann für eine gute Leistung und den Jackpot – also etwas, was dein Pferd richtig gern mag – für großartige Arbeit.

Aber Achtung! Wenn dein Pferd den Jackpot abgestaubt hat, wird eine normale Belohnung im Anschluss weniger Wert sein. Deswegen sollte die große Belohnung nicht zu häufig verwendet werden, da sie die anderen abwertet, was das Pferd frustrieren kann.

Wie viel Leckerli du fütterst, hängt davon ab, in welchem Lernstadium ihr euch befindet. Gerade am Anfang, wenn du deinem Pferd etwas Neues beibringen willst, kann es sinnvoll sein, oft zu verstärken. Ein Beispiel: Clickertrainer arbeiten mit einer super hohen Belohnungsrate, wenn sie etwas Neues erarbeiten der Details schärfen wollen. Da kann es passieren, dass in einer Minute 20 Mal (!) geklickt und belohnt wird. Das ist natürlich ein hohes Tempo, was viel Geschicklichkeit vom Menschen und auch eine hohe Aufmerksamkeit vom Pferd erfordert. Im Alltag ist die Belohnungsrate natürlich deutlich niedriger.

Am Anfang darfst du also großzügig sein mit dem Futterlob und es allmählich verringern, je besser dein Pferd die Lektion verstanden hat. Denn zu viel Lob für eine mittlerweile gut beherrschte Leistung ist nicht sinnvoll.

Fehler beim Training mit Leckerli – und ihre Ursachen

Zum Schluss schauen wir uns die Probleme an, die beim Training mit Futterbelohnung auftreten können: Dein Pferd bettelt, wird aufdringlich und fängt an zu beißen. Oder es wirkt frustriert, ist unkonzentriert und zappelig. Manche Pferde reagieren sogar mit Aggression. Hier hilft es, den Ursachen auf den Grund zu gehen, denn die Probleme werden in der Regeln von Trainingsfehlern ausgelöst, die wir Menschen im Umgang mit der Futterbelohnung machen. Gerade im Alltag denken wir nicht immer an die Regeln oder sind gedankenverloren und nicht aufmerksam genug. Oder wir sind nicht ganz so diszipliniert, wie wir es eigentlich sein sollten.

Die gängigsten Fehler, die du vermeiden solltest, sind diese:

  1. Dein Pferd durchwühlt deine Taschen, schnappt nach deiner Hand und du lässt es zu oder dich sogar davon beeindrucken
  2. Du lässt dich bedrängen, anbetteln und fütterst dann doch etwas, um deine Ruhe zu haben
  3. Wenn dein Pferd aufdringlich wird, weichst du und gehst zurück. Damit bringst du ihm bei, dich zu bedrängen.
  4. Du fütterst auch einfach mal zwischendurch, statt als Belohnung für eine konkrete Leistung


Blog-Beitrag von Nadja Müller

 
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