Die Schenkel-, Zügel- und Gewichtshilfen kurz erklärt

Mit den richtigen Schenkel- und Gewichtshilfen zur rechten Zeit, wird vieles einfacher.

Heute wollen wir dir unsere neue Basic-Reihe vorstellen. Die Blogbeiträge erklären die elementaren Begriffe aus der klassischen Reiterei. Wir starten mit den Hilfen, unseren Kommunikationskanälen mit dem Pferd. Heute geht es um Zügel-, Schenkel- und Gewichtshilfen. Aus ihrem Zusammenspiel ergibt sich schönes und harmonisches Reiten.

Die Schenkelhilfen erklärt

Für korrekte Schenkelhilfen muss zunächst mal das Bein richtig liegen. Deswegen ist ein guter Sitz so wichtig: Die Beine hängen locker herab und liegen an den Seiten des Pferdes an. Die Knie dürfen nicht klemmen und die Fußgelenke müssen federn können. Schenkelhilfen werden grundsätzlich mit der oberen Wade gegeben, nicht mit den Fersen. Im Prinzip wird dafür die Wade angespannt. Wird der Schenkel zurückgenommen, erfolgt das aus dem Hüftgelenk und nicht wie gern gesehen aus dem Knie. Unterschieden wird bei den Schenkelhilfen zwischen verschiedenen Funktionen: der Schenkel kann vorwärts und seitwärts treiben, verwahren und versammeln.

Die Arten der Schenkelhilfen

Vorwärts: Der Schenkel liegt auf der Höhe des Gurtes und unterstützt das jeweilige Hinterbein des Pferdes dabei, aktiver unter- oder anzutreten.

Seitwärts: Hier liegt der Schenkel, meist der äußere, etwas hinter dem Gurt. Er fordert das Pferd auf, ihm zu weichen, also von ihm wegzutreten. Der andere Schenkel liegt dann am Gurt und sorgt dafür, dass das Pferd die Vorwärtsbewegung nicht verliert.

Verwahrend: Der Schenkel liegt eine Handbreit hinter dem Gurt und kommt immer an der äußeren Seite des Pferdes zum Einsatz. Seine Aufgabe besteht darin, die Kruppe des Pferdes zu kontrollieren und ein Ausfallen, zum Beispiel auf der Zirkellinie, zu verhindern.

Versammelnd: Der versammelnde Schenkel hat den Sinn, das Becken des Pferdes zum Abkippen zu bewegen. Das Pferd verstärkt dadurch seine Hankenbiegung, nimmt Last auf und tritt eher vorwärts aufwärts als nur vorwärts. Beide Schenkel liegen dafür hinter dem Gurt.

Weitere Tipps zum richtigen Treiben

Wichtig ist beim Treiben der richtige Zeitpunkt. Der Schenkel spricht das abfußende Hinterbein an – und wirkt in dem Moment ein, wenn es vorschwingt und die gleichseitige Hüfte des Pferdes sinkt. Im Schritt gibt uns der hin und her schwingende Brustkorb automatisch den richtigen Rhythmus zum Treiben vor. Auch im Galopp kommt der Brustkorb unserem Schenkel entgegen, wenn das innere Hinterbein vorschwingt.

Außerdem gilt: Wir starten mit der feinsten Hilfe und steigern sie erst, wenn das Pferd nicht reagieren sollte. Tut es das, setzen wir die Hilfe wieder aus. Wir wollen es auf keinen Fall dauerbeschallen und abstumpfen.

Die Zügelhilfen erklärt

Zügelhilfen stellen idealerweise nur einen klitzekleinen Anteil an der Kommunikation zwischen Reiter und Pferd dar. Dabei stehen unsere Hände über die Zügel in Kontakt mit dem Pferdemaul.

Wichtig ist, dass deine Hand nicht starr ist, sondern dem Pferdekopf in der Bewegung folgt, um die Verbindung zu halten. Im Schritt ist das eine Nickbewegung und auch im Galopp muss deine Hand weich folgen, um das Pferd in der Sprungbewegung nicht zu stören. Im Leichttraben ist es wichtig, dass die Hände auf einer Höhe bleiben, auch wenn der Reiter aufsteht und wieder einsitzt.

Zügelhaltung

In der klassischen Reiterei hält man die Zügel in der zu einer leichten Faust geschlossenen, aufrechten Hand. Dabei laufen sie vom Pferdemaul zwischen kleinem und Ringfinger hindurch und zwischen Daumen und Zeigefinger wieder aus der Hand heraus. Der Daumen liegt locker wie ein Dach auf dem Zügel.
Deine Arme hängen locker aus den Schultern herab, die Ellenbogen sind leicht angewinkelt mit dem Ziel, dass Zügel und Unterarme eine Linie bilden. Die Zügelfäuste sind etwa eine Handbreit auseinander.

Die Arten der Zügelhilfen – Annehmen und Nachgeben

Wie bei den Schenkelhilfen gibt es auch bei den Zügelhilfen unterschiedliche Arten. Sie werden aus dem Handgelenk, durch ein An- und Entspannen der Faust, ein Anheben der Hände oder durch ein Klingeln des kleinen Fingers gegeben.

Annehmen: Hier wird einer oder beide Zügel nachgefasst. Dafür wird die Faust geschlossen oder die Handgelenke werden leicht nach außen gedreht. Wichtig: Zum Annehmen gehört immer wieder das Nachgeben!

Nachgeben: Hier wird der Zügel wieder etwas verlängert, indem die Hände wieder die Grundposition einnehmen, etwas vorgehen oder sich die Faust etwas öffnet. Nachgeben bedeutet nicht, die Zügel komplett wegzuwerfen. Das Nachgeben kann einseitig oder beidseitig erfolgen.

Die Arten der Zügelhilfen – Verwahren, Durchhalten und Seitwärts

Verwahren: Wird das Pferd im Genick gestellt, schaut es also etwas nach innen und man sieht sein inneres Auge, erfordert das eine annehmende Zügelhilfe mit der inneren Hand und eine verwahrende mit der Äußeren. Dabei gibt deine äußere Hand so viel nach, wie deine innere aufnimmt, um das Pferd in die gewünschte Position zu führen.

Durchhalten: Hier werden beide Zügelfäuste geschlossen und gewartet, bis das Pferd im Genick nachgibt und den Kopf senkt. Dann gibst du wieder nach.

Seitwärts: Hierbei wird eine Hand etwas vom Hals weg geführt, um dem Pferd den Weg zur Seite zu weisen und eine Seite zu öffnen. Sie erleichtert jungen Pferdes das Verständnis.

In manchen Reitweisen ist es auch gang und gäbe, mit unterschiedlich hohen und auch breiten Handpositionen zu arbeiten.
Wichtig ist aber generell, dass die Zügel nicht rückwärts einwirken sollen: Das heißt ein bloßes Ziehen nach hinten ist falsch.

Die Zügellänge

Je nach Arbeitsphase variiert die Länge der Zügel. Hängen sie durch, sind sie hingegeben. Die Verbindung zwischen Pferdemaul und Hand ist damit sehr frei. Beim langen Zügel besteht eine direkte Verbindung und der Reiter spürt das Pferdemaul in der Hand. Der kurze Zügel ist deutlich stärker aufgenommen – er erfordert eine Veränderung in der Halshaltung des Pferdes: Es richtet sich auf und kippt im Genick ab.

Unser Tipp: für eine noch feinere Verbindung zum Pferdemaul sind leichte, angenehme Elch-Lederzügel eine optimale Ergänzung.

Die Gewichtshilfen erklärt

Mit der Verlagerung unseres Gewichts im Sattel können wir sehr leicht bestimmen, wo das Pferd hingehen soll, da Pferde immer im Gleichgewicht sein wollen und versuchen werden, ihren Schwerpunkt unter unserem zu halten.

Gewichtshilfen einzusetzen bedeutet, unsere Sitzbeinhöcker zu spüren und sie bewusst zu be- oder entlasten. Das sind kleine Bewegungen in der Hüfte, die wir sogar erreichen können, wenn wir einen Bügel stärker austreten. Der Oberkörper bleibt dabei gerade, wichtig ist es außerdem, sich nicht in die Richtung der Belastung zu lehnen. Das hat zur Folge, dass die Hüfte abknickt – und belastet wird dann die Gegenseite.

Auch bei den Gewichtshilfen werden verschiedene Arten unterschieden.

Einseitig belastende Gewichtshilfen: Hier wird das Gewicht verlagert und eine Seite des Pferderückens dadurch etwas mehr belastet.

Beidseitig belastende Gewichtshilfen/ Kreuzhilfen: Dafür werden die Bauchmuskeln angespannt und das Becken etwas nach hinten abgekippt. So kann das Pferd versammelt und angeregt werden, mit den Hinterbeinen weiter unter den Körper zu treten. Wichtig: Die Hilfe erfolgt aus der Körpermitte. Wer Pomuskulatur oder Oberschenkel anspannt, erreicht das Gegenteil und hebt sich eher aus dem Sattel statt tiefer einzusitzen.

Entlastende Gewichtshilfen: Dabei wird der Oberkörper etwas nach vorne geneigt um den Rücken vom Gewicht freizumachen und es eher auf die Oberschenkel und Steigbügel zu verteilen – der Hintern bleibt aber im Sattel.

Blog-Beitrag von Nadja Müller

 
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