Die Ausbildungsskala des Pferdes – der Schwung

Ausbildungsskala: So entwickelt sich der Schwung im Trab und Galopp.

Schwung ist der vierte Punkt der FN-Ausbildungsskala – er steht vor der Geraderichtung und der Versammlung und damit am Beginn der Entwicklung von Tragkraft und in der Mitte der Entwicklung von Schubkraft. Dabei fußen die Hinterbeine nach vorn in Richtung des Schwerpunkts.

Schwung ist dabei definiert als „die Übertragung des energischen Impulses aus der Hinterhand über den schwingenden Rücken auf die Gesamt-Vorwärtsbewegung des Pferdes.“ Das Pferd fußt also fleißig ab und schwingt in der Schwebephase von Trab und Galopp mit den Hintergliedmaßen nach vorn durch. Der Schritt hat keine Schwebephase und ist damit nach dieser Definition keine schwungvolle Gangart.

Damit ist der Schwung etwas, das wir uns als Reiter erarbeiten. Daneben gibt es noch den Schwung, den manche Pferde mit viel Gangvermögen mitbringen, sozusagen der natürliche Schwung.

Damit dein Pferd Schwung entwickeln kann, braucht es einige Voraussetzungen: Zum einen musst du dir die Basis der Ausbildungsskala mit Takt, Losgelassenheit und Anlehnung erarbeitet haben. Der Rücken deines Pferdes schwingt federnd und du hast einen geschmeidigen und ausbalancierten Sitz mit feiner Hilfengebung.

Schwung im Pferdetraining erkennen

Ein Pferd, das mit Schwung im Sinne der Ausbildungsskala läuft, bewegt sich elastisch und raumgreifend mit schwingendem Rücken und Hinterbeinen, die energisch vorwärts aufwärts fußen. Das erkennst du an der Bewegung der Sprungelenke. Die Hinterbeine schwingen unter den Körper und das Pferd geht stets im Takt, losgelassen und mit guter Anlehnung. Die Schwebephase ist klar erkennbar. Pferde mit korrektem Schwung sind außerdem angenehmer zu sitzen.
Der Schwung als Teil der Ausbildungsskala spielt für den nächsten Schritt, die Geraderichtung, eine Rolle: Ein Pferd ist dann gerade gerichtet, wenn beide Hinterbeine nach vorn zum Schwerpunkt fußen und nicht seitlich daran vorbei. Außerdem ist er eine Voraussetzung für die Versammlung. Aber nicht nur bei der Dressur profitiert ihr davon – eine aktive Hinterhand ist auch beim Springen und im Gelände von Vorteil, da dein Pferd sich deutlich balancierter und damit gesünder bewegen wird.

Der richtige Schwung kann Probleme bereiten

Schwung ist also Teil des Gesamtpakets von gutem Reiten – er kann nicht mit einer speziellen Hilfengebung oder einzelnen Lektionen erarbeitet werden.
Und auf dem Weg zum korrekten Schwung liegen ein paar Stolpersteine:

  • Wird dein Pferd zu eilig, geht das auf Kosten der Schwebephase und schadet damit dem Schwung. Meist mangelt es dann an der Balance. Dein Pferd belastet dann die Vorhand, statt sich etwas zu setzen und mehr vorzutreten.
  • Auch Pferde, die statt nach vorn unterzutreten nach hinten raus treten, haben ein Problem mit dem Schwung. Sie gehen nicht über den Rücken und die Bewegung läuft nicht durch den gesamten Körper – oft zu sehen ist das in schlechten Trabverstärkungen.
  • Auch sogenannte Schwebetritte haben nichts mit dem richtig gerittenen Schwung zu tun: Das Pferd bleibt dabei zwar länger in der Schwebephase, dies wird aber über starkes Anspannen der Muskulatur erreicht.

Schwung mit dem Pferd erarbeiten

Schwung erarbeitest du mit gutem, abwechslungsreichen Training. Dazu gehören zum Beispiel Geländeritte mit gutem Vorwärts und idealerweise Strecken bergauf, um den Pferdehintern schön zu kräftigen.
Du kannst Schwung in der Handarbeit trainieren, indem du auf ein gutes Abfußen der Hinterbeine Wert legst und gymnastizierende Lektionen wie Schulter- und Kruppeherein einbaust.
Auch fürs Reiten gilt: Gymnastik, gebogene Linien, Stellungs- und Biegungswechsel und gute Übergänge – achte hier darauf, dass sich dein Pferd nicht heraushebelt, was gern beim Übergang in den Trab oder in den Galopp passiert, und dass der Takt erhalten bleibt.

Drei gerittene Übungen für mehr Schwung

Wechsel zwischen Zirkel und Volten
Du startest im Schritt auf einer Volte, trabst am Hufschlag an und reitest einen halben Zirkel. Am Hufschlag parierst du wieder zum Schritt durch, reitest eine Volte und startest erneut im Trab auf dem halben Zirkel. Geübte reiten die Lektion im Trab und im Galopp. Dein Pferd verbessert sein Gleichgewicht und seine Koordination, die Gangartwechsel aktivieren das innere Hinterbein.

Kleeblatt mit Stangen
Stelle dir vier Hütchen als Quadrat auf und lege vier Stangen in die Mitte. Jetzt reitest du das Kleeblatt – also jeweils eine Volte um ein Hütchen und dann über die Stange zum nächsten Hütchen. Hier variierst du zwischen Geraderichten über die Stangen und Innenstellung in den Volten. Achte auf exakte Linien und halte den Takt. Auch damit trainierst du die Balance deines Pferdes.

Aus dem Schulterherein in die Trabverstärkung
Reite Trab auf dem Hufschlag der langen Seite und frage nach einem Schulterherein. Biege dann auf einen halben Zirkel ab und verstärke dabei den Trab. Auch damit aktivierst du das innere Hinterbein und bringst dein Pferd in die Balance – und entwickelst Schwung.

 
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